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Ob der Sommerregen zu früh einsetzen wird?

N 23°20’55.3’’ E 139°52’53.5’’

Temperatur Rückfall-Camp — 29.09.2002

Huuuiii! Huuuiiiiiiiiiiii! Huuuiiiiii, heult es schrecklich laut und lässt uns kaum ein Auge zu tun. Huuuiii! Huuuiiiiiiiiiiii! Huuuiiiiii, singt und ächzt der Wind um die Hausecke, fängt sich im zerrissenen Moskitonetz der Terrasse und zischt unter noch lauterem Stöhnen auf der anderen Seite in den stürmischen Nachthimmel. Mit offenen Augen liege ich in dem kleinen Raum und blicke an die sternenlose Zimmerdecke. An Schlaf ist unter diesen Bedingungen nicht zu denken. Hundemüde wende ich mich von links nach rechts, um mich dann aufgewühlt auf den Rücken zu werfen. Wenn ich nicht bald einschlafe wird der Tag morgen noch anstrengender als sonst, geht es mir durch den Kopf. Huuuiii! Huuuiiiiiiiiiiii! Huuuiiiiii, quält mich das Gestöhne des Sturms. Wie sollen wir unsere Karawane durch so ein Wetter führen? Um aus dem Fenster zu sehen drehen ich meinen Kopf auf die Seite. Die mondlose Nacht ist pechschwarz. Dunkle Wolken setzen sich kaum von einem düsteren Himmel ab. Ob jetzt schon die Stürme beginnen? Das wäre gelinde gesagt eine Katastrophe, denn starker Regen lässt dieses Land da draußen in moorähnlichen Matsch und Lehm untergehen. Zur Stadt namens Longreach sind es noch knapp 500 Kilometer. Bis dorthin müssen wir die riesigen Flusssysteme des Georgina Rivers, Hamilton River, Diamantina River, Vergemont River und Thomson River überqueren. Das Flussbett des Diamantina erstreckt sich laut meinem Kartenstudium auf eine durchschnittliche Weite von ca. 10 Kilometer. Es ist schon eine Herausorderung für sich dieses wild verzweigte Flussbett mit seinen bald unzähligen Armen und Seitenarmen während der Trockenheit zu überwinden. Wenn es aber regnet wird es für alles und jedermann ein unüberwindbares Hindernis. Nach dem was wir gehört haben bringen die wenigen Bewohner des Channel Country (Kanal Land) ihre Fahrzeuge noch vor dem Sommerregen in die umliegenden Städte. „Wenn es hier zu regnen beginnt sind wir manchmal bis zu drei Monate vom Rest der Welt isoliert. Es ist gut, wenn du dann dein Auto in einer der umliegenden Städte in Sicherheit gebracht hast. An manchen Station liegen die Landepisten über den Flutwasserspiegel und wenn wir Glück haben fliegt uns der Station Manager raus. So haben wir zumindest die Möglichkeit während der Überflutung unsere Familie zu besuchen,“ erzählte uns ein Ringer vor kurzem.

Huuuiii! Huuuiiiiiiiiiiii! Huuuiiiiii, pfeift es schrill am Fenster vorbei. Krchchchch, krchchchch, rasselt die Hundkette von Rufus über den Holzboden der Terrasse hin und her. Wahrscheinlich geht es ihm wie mir und der arme Kerl kann auch nicht schlafen.

18 Monate hat es hier schon nicht mehr geregnet und große Teile des Landes sind völlig ausgedorrt. Wie wir in den letzten Jahren feststellen mussten ist auch hier in Australien das Wetter nicht mehr zuverlässig. An der Westküste hatten wir schon Anfang Dezember die furchtbare Bekanntschaft mit einem Zyklonen der Superklasse gemacht und entkamen seinem 50 Kilometer großem, zerstörerischem Auge nur um Haaresbreite. In der Great Sandy und Gibson Wüste sind wir bald in den schlimmsten Regenfällen seit 200 Jahren ertrunken und neben vielen anderen Rekorden, seit der Aufzeichnung des Wetters, erlebten wir in Northern Terrytory, mit bis zu minus 10° Grad in den Nächten, die kältesten Monate seit langem. Das Wetter scheint regelrecht auf dem Kopf zu stehen. Ohne den Teufel an die Wand malen zu wollen ist es also durchaus im Bereich des Möglichen hier in Queensland einen frühen Sommerregen erleben zu müssen. Es ist allerdings auch denkbar, dass er eine weitere Saison ausfällt und der Rest des Landes in eine der größten Dürreperioden seit über 100 Jahren hineinschliddert. Klar, wollen wir keines von beiden und doch währe eine anhaltende Dürre für uns weniger gefährlich als starker Regen.

Huuuiii! Huuuiiiiiiiiiiii! Huuuiiiiii fährt es mir in die Glieder und ich denke an den Beginn des Staubsturmes der seine graue Decke vor ein paar Stunden über Marion Downs geworfen hat. Dunkle Wolkentürme schlossen sich wie eine eiserne Klammer um das Farmhaus. Gleißende Blitze durchzuckten die bedrohlichen Wolkengebilde und plötzlich stießen regelrechte Sturmböen in den ausgetrockneten Boden. Auf einmal lag alles unter einer dicken Staubschicht. Etwa 10 Kilometer von uns entfernt schlug ein Blitz in die Erde. Sofort brannte das Land. Gebannt standen wir vor dem Farmhaus und beobachteten das immer größer werdende Feuer. Gespeist von den starken Böen entwickelte es sich schnell und es dauerte nicht lange bis sich der helle Schein der Flammen im Wolkenhimmel reflektierte. „Ich werde morgen mal hinfliegen und sehen welchen Schaden es anrichtet,“ sagte Robert.

Die Luft roch nach Regen aber außer ein paar Tropfen wollten die Wolken nichts von ihrem kostbarem Nass hergeben. Wieder schoss eine Windböe über unsere Köpfe. Die Stromleitungen der Homestead schleuderten hin und her, bis sie sich für kurze Momente berührten. Ein Funkenregen stob auf die Bäume der Farm und für wenige Augenblicke hatte ich Angst vor einem Feuer hier auf Marion Downs. Gott sei Dank hat sich der Wind wieder gelegt, doch jetzt in diesem Augenblick scheint er wieder an Kraft zuzunehmen. Ich lausche seinem Singsang, bis ich für kurze Zeit einschlafe.

Piep, piep, piep, wecken uns die Armbanduhren wenig später. Es ist vier Uhr am Morgen. „Ich glaube es nicht. Ich habe keine Lust da raus zu gehen, sagt Tanja leise. Für geraume Zeit bin ich nicht in der Lage ihr zu antworten. Die Angst vor dem Ausweiten des Sturms, den kommenden Regen und der Tatsache jetzt wieder jeden Tag unter den zunehmend heißer werdenden Temperaturen laufen zu müssen, setzen mich in einen Zustand der Sprachlosigkeit. „Ich habe auch keine Lust da raus zu gehen,“ antworte ich dann mit krächzender Stimme.

Es kostet uns alles was wir an Überwindungskraft in uns haben aus den Betten zu schlüpfen und uns nach der langen Rast für einen weiteren Expeditionstag fertig zu machen. Eine Stunde später fahre ich mit einem kleinen Suzuki Jeep die restliche Ausrüstung zu dem Gehege in dem unsere Jungs ihren hiesigen Aufenthalt verbrachten. Starker, kalter Wind bläst immer noch über das flache Land. Das Wetter hat sich drastisch geändert. Vor wenigen Tagen war es selbst nachts unangenehm warm und jetzt müssen wir wieder frieren. Erst um 06:30 ist unsere gesamte Habe fein säuberlich neben den Sätteln verteilt. Tanja bringt Sebastian aus dem Gehege und huscht ihn nieder. Ich bürste ihm das Stroh, in dem er sich gewälzt hat, aus dem Fell. Wohlwollend lässt er es gewähren. Unsere Jungs konnten sich hier drei Wochen mit dem besten Heu voll fressen und sehen sehr gut genährt aus. Keiner von ihnen jammert als wir ihnen die Sättel auf ihre Rücken setzen. So wie es scheint haben sie nichts dagegen sich wieder zu bewegen. Allerdings hat sich Istans Infektion bis jetzt nicht gebessert. Eiter tropft ihm aus seiner Wunde auf den Oberschenkel. Robert meinte, dass ihm das Laufen gut tun wird. „Das Gehen wird seinen Blutkreislauf in Wallung bringen und helfen die Entzündung zu bekämpfen,“ sagte er gestern. Hoffentlich hat er recht.

ANGST, EIN ÜBERFLÜSSIGER LEBENSPARTNER!

Eine Stunde später kommen Leanne, Robert, Clara, Angus und seine Lehrerin Miss Sindy, um uns beim Laden zuzusehen. Die Kinder und die Frauen zittern im kalten Wind. Es ist ein eigenartiges Gefühl diesen gastfreundlichen Ort jetzt wieder verlassen zu müssen. Wir haben uns hier sicher und geborgen gefühlt und nun geht es wieder raus in die unbekannte Weite des ewigen Landes. Nach 5100 Kilometern sind wir langsam müde geworden uns noch weitere Monate durch die endlose Ewigkeit schlagen zu müssen. Seit dem 12.05.00 sind wir jetzt schon mit unseren Jungs unterwegs, um diesen Kontinent von Süd nach Nord (Perth nach Broome) und von West nach Ost (Indian Ocean bis Coral Sea) zu durchqueren. Nie hätten wir damit gerechnet, dass diese Expedition drei, mit der Vorbereitung, sogar vier Jahre dauern wird. Nie hätten wir damit gerechnet das Australien ein Teil unseres Lebens wird. Ein wichtiger Teil der unser Denken und Sein völlig verändert hat und noch immer verändert. Jahre die uns nicht nur viele Kilometer durch die härtesten Regionen dieser Erde führten und führen, sondern auch genauso viele Kilometer in unser eigenes Ich, unsere eigene Psyche. Bis jetzt bin ich mir noch nicht im klaren darüber ob es nicht hauptsächlich eine Reise zu unseren eigenen Wurzeln ist. Eine Reise die uns über viel Schweiß, Angst, Mut, Überwindung, Anstrengung, Kampf, Hoffnungslosigkeit und Hoffnung, ungeheurer Willenskraft und Zuversicht, Türen geöffnet hat von denen wir zu Beginn dieses riskanten Unternehmens nicht einmal zu träumen wagten. Doch was philosophiere ich da vor mich hin? Noch ist diese Reis nicht abgeschlossen. Noch ist unser Ziel, die Ostküste, nicht erreicht. Der Weg ist noch weit. Nach meiner Kalkulation noch mindestens 1200 Kilometer weit. Wir hoffen damit bis zum Ende durchzuhalten, denn es wird wieder heiß, sehr heiß. Wer weiß welche Erlebnisse und Herausforderungen noch auf uns warten? Ein unbestimmtes Gefühl wallt in mir. Es ist nicht negativ aber mir ist klar immer auf der Hut sein zu müssen. Ich möchte es auch nicht Angst nennen, denn wir haben ja festgestellt das uns die Angst nichts einbringt. Ich versuche damit umzugehen, sie täglich zu überwinden und sie aus meinem und unserem Leben zu verbannen. Angst bringt uns nicht weiter. Sie behindert uns. Hält uns davon ab Neues zu erfahren, Neues zu erleben. Angst ist ein überflüssiger Partner im Leben. Ein Partner der im Stande ist das Leben zu geißeln und uns Menschen zu Sklaven degradiert. Viele Menschen leben in ständiger Angst. Angst davor alt zu werden. Angst davor krank zu werden. Angst vor der Arbeit oder die Arbeitstelle zu verlieren. Angst vor dem Chef, vor der neuen Aufgabe, vor der Zukunft, dem Morgen, dem Unbekannten. Letztendlich leiden viele von uns Menschen unter geradezu ungeheuerlich vielen Ängsten. Die Palette der verschiedenen Ängste ist unbegrenzt. Die Medien, Versicherungen, Banken und unsere Regierungen fördern sogar noch diese Ängste und so kommt es, dass wir Menschen alles tun, um ein vermeintlich sicheres Leben führen zu können. Welch ein Alptraum! Während unseres Reiselebens ist uns erst bewusst geworden wie unfrei wir Menschen sind. Wie gefangen wir in unserem System sind. Viele wissen es, doch kaum jemand unternimmt irgend etwas dagegen. Kaum jemand wagt den Schritt ins Unbekannte. Wir haben Angst vor der Veränderung. Angst vor dem Neuen. Am besten wir können jeden Schritt planen, wissen was morgen, übermorgen und nächstes Jahr geschieht. Das gibt uns, so glauben wir, Sicherheit und genau das macht uns zu unseren eigenen Sklaven.

Wer sagt denn das alt werden nicht schön sein kann? Wer garantiert denn das wir krank werden? Warum sollten wir Angst vor der Arbeit haben, wenn wir in der Lage sind den Arbeitsplatz zu wechseln? Auch wenn es nicht einfach ist eine andere Arbeitstelle zu finden, wenn wir wirklich wollen werden wir sie finden. Alles was wir Menschen wirklich wollen wird sich erfüllen. Wir müssen es nur wirklich wollen. Wir brauchen keine Angst vor neuen Aufgaben zu haben. Jede Veränderung ist definitiv positiv. Vor allem brauchen wir keine Angst vor dem Morgen zu haben. Ganz im Gegenteil, im Regelfall darf sich jeder Mensch auf Morgen freuen. Morgen bedeutet die Zukunft. Die Zukunft bringt Veränderung und Veränderung, wenn wir sie annehmen, ist immer zu unserem Vorteil. Auch das Unbekannte zu erforschen ist eine wunderbare Aufgabe die viel Freude bringt. Für Tanja und mich ist das Unbekannte sogar wir ein Geschenk zu betrachten. Es hat immer mit Lernen zu tun und lernen zu dürfen ist eines der größten Geschenke die wir Menschen täglich von neuem überreicht bekommen.

„Camis Walk up!“ ,rufe ich um 09:00 Uhr das Kommando zum Aufbruch. Leanne, Robert, Angus, Clara und Miss Sindy laufen zum Farmhaus. Vorsichtig führe ich unsere Karawane hinterher. Es geht vorbei an den großen Geräteschuppen, den Unterkünften der Ringer, Dem Haus des Headstockman in dem wir drei Wochen gelebt haben, den alten Dampfmaschinen mit denen man vor vielen Jahrzehnten das Wasser aus der Erde gepumpt hat, dem Haus des Managers und den Gärten. Sebastian der normalerweise immer eine schreckliche Angst vor allen Gebäuden hat folgt mir ohne zu murren. Er hat sich während des Aufenthaltes an diese Umgebung gewöhnt und kann ihr nichts angsteinflößendes abgewinnen. „Eine sichere Reise! Passt auf euch auf! Schön das ihr so lange bei uns wart! Wir freuen uns auf ein Wiedersehen!“ ,rufen uns unsere Gastgeber nach und winken. „Vielen, vielen Dank für euere Gastfreundschaft. Es war eine wunderschöne und wichtige Zeit bei euch!“ ,antworten wir ebenfalls winkend.

Nur wenig später durchqueren wir das trockene Flussbett des Georgina Rivers und lassen so die erste große Wasserbarriere zurück. Wir sind über unseren gut gelungen Aufbruch sehr zufrieden. Die Kamele haben ihre lange Rast nicht zum Anlass genommen wie wild herumzuspringen. Folgsam laufen sie gleich zu Beginn wie Perlen auf der Schnur hintereinander. Mit den zunehmenden Stunden wird es etwas wärmer. Der Wind bläst uns mit starken Böen entgegen, so das wir unsere Oberkörper richtig nach vorne beugen müssen. Trotzdem kommen wir gut voran. Obwohl unsere Körper genügend Zeit hatten sich auszuruhen fühle ich mich matt und ausgelaugt. Die schlaflose Nacht macht sich bemerkbar. Ich könnte glatt während des Gehens einschlafen. Aber nicht nur die Müdigkeit lässt den frühen Marschtag zur Anstrengung werden, sondern eine innere Schlappheit die ich bis jetzt noch nicht einzuordnen vermag.

„Da folgt uns doch ein Fahrzeug,“ unterbricht Tanja meine Gedanken. Tatsächlich überholt ein Jeep ganz vorsichtig die Karawane. „Es sind Robert und Angus!“ ,rufe ich als ich die beiden erkenne und stoppe unsere Jungs. „Schön euch so schnell wieder zu sehen,“ begrüße ich die beiden lachend. „Dean von Huckitta Station hat kurz nach euren Aufbruch angerufen. Er hat bis jetzt noch keine neunen Informationen ob auf eurer geplanten Route der Desert Poison Busch wächst. Ihr sollt ihn von Lorna Downs Station anrufen, falls ihr dort eine Möglichkeit zum telefonieren habt,“ berichtet uns Robert. Wir bedanken uns bei ihm für die Übermittlung der wichtigen Information und verabschieden uns wiederholt.

Drei Stunden später befinden wir uns auf einer riesigen offenen Fläche. 360° Grad um uns herum ist keine Erhebung zu erkennen. Nicht einmal eine Bodenwelle unterbricht die Ebene. Der Weg gabelt sich in drei Richtungen. Keiner führt dahin wo wir wollen. Letztendlich entscheide ich mich für den mittleren Track. Der starke Wind lässt den Marsch sehr anstrengend werden. Die Oberschenkelmuskulatur beginnt sich zu verspannen. Die Waden brennen und Tanja leidet seit neuesten unter Knieschmerzen. Huuuuiiiiiiiiieeeee, saust es um unsere Ohren. Jede Art von Unterhaltung ist nahezu unmöglich. Man müsste brüllen, um das Getöse des Naturelementes zu übertrumpfen.

Plötzlich braust ein Jeep an unserer linken Seite vorbei und hält hundert Meter vor uns an. Die Fahrertür geht auf und zu unserer Überraschung hüpft Norman, der Koch von Marion Downs, heraus. „Kann euch doch nicht gehen lassen ohne mich von euch zu verabschieden. Habe heute morgen, an meinem einzigen freien Tag in der Woche, verschlafen und so euren Aufbruch verpasst,“ erklärt er lachend. „Es ist wirklich schön das du uns so weit nachgefahren bist nur um Auf Wiedersehen zu sagen,“ freue ich mich ihn zu sehen. „Es hat mir viel Freude bereitet mich mit euch zu unterhalten. Wer weiß, vielleicht begegnen sich unsere Lebenspfade noch einmal. Ich wünschen euch viel Glück,“ verabschiedet er sich und überreicht uns zwei Birnen. „Oh vielen Dank Norman,“ sagen wir strahlend, denn frisches Obst ist hier draußen eine wahre Delikatesse. Wir sehen Norman hinterher als sein Allradfahrzeug von einer gigantischen Staubwolke regelrecht gefressen wird und setzen unseren Marsch fort.

GESPRÄCHE ÜBER FALSCHE ERNÄHRUNG

Meine Gedanken kreisen um die vielen Gespräche mit Norman die ich mit ihm bald jeden Morgen und jeden Abend in der Küche geführt habe. Meist ging es um unsere Ernährung. Vor allem darum mit welchen Mist wir uns Menschen täglich vollstopfen. Norman prangert die gesamte Palette des Fastfood an. Vor allem die Firmen die dahinter stehen und dafür verantwortlich sind uns Menschen langsam zu vergiften. Wir sprachen von den chemischen Zusätzen in unserer Lebensmittelkette und davon, dass es kaum eine Dose oder Verpackung gibt in der sich nicht mindestens eine Nummer befindet. Die Nummer ist ein Code für einen chemischen Zusatz wie Farbstoffe, Verdickungsmittel, Geschmacksverstärker, Konservierungsstoffe und andere Zeitbomben die uns Menschen auf lange Sicht unzählige Krankheiten verpassen. Krebs, Allergien jegliche Art, Asthma, Hyperaktivität, Hautkrankheiten, Kreislaufstörungen, Bluthochdruck, Herzkrankheiten und vieles mehr, sind die zwangsläufigen Folgen einer zunehmend künstlich produzierten Ernährung.„Die meisten Menschen sind sich gar nicht darüber bewusst welchen Abfall sie ihren Körper füttern,“ erklärte er. „Sie kochen mit Pflanzenöl, welches schon bei der Herstellung so erhitzt wird, dass es nichts als reines Gift ist. In einigen wissenschaftlichen Artikeln werden diese unter großen Hitze gewonnen Pflanzenöle als „Nicht Lebensmittel“ beschrieben. Der Körper kann das Öl nicht aufnehmen weil es mit Natur nichts zu tun hat. Es ist letztendlich mit Plastik zu vergleichen. Auch nahezu alle Margarinesorten werden aus diesen erhitzten Pflanzenölen gewonnen und sind heute nachweislich für viele Herzkrankheiten verantwortlich. Man hat uns gepredigt das diese pflanzlichen Fette kein Cholesterin enthalten und gut für uns sind. Man hat uns aber nicht erzählt das Margarine bei der Herstellung auf über 260° Grad erhitzt wird und dabei für den Menschen regelrecht ungenießbar wird. Jetzt weiß man das Margarine und erhitzte Pflanzenöle zwar kein Cholesterin enthalten aber trotzdem Herzkrankheiten geradezu drastisch fördern. Natürlich will man diesen riesigen Industrieapparat nicht stoppen und produziert als weiterhin dieses Gift bis die Menschen zu Hunderttausenden daran erkranken.

Der Verbraucher sollte kaltgepresste Öle wie Olivenöl verwenden. Es sind also nicht nur die Nummern in unseren Dosen und Verpackungen, sondern auch Pflanzenöle und genmodifiziertes Gemüse und Obst, die es keinem von uns leicht machen sich richtig zu ernähren,“ erzählte der ehemalige Marinekoch mit ernster Mine und bevor ich seinen Vortrag verdauen konnte fuhr er fort.

„Wir wundern uns über Müdigkeit, Energielosigkeit, Fettleibigkeit und all die anderen Krankheiten. Dann gehen wir zum Arzt und lassen uns ein Medikament verschreiben, um die Symptome zu bekämpfen. Wie soll denn das Medikament helfen wenn der Patient seinen Körper weiterhin mit Gift voll stopft? Obwohl es heute schon den einen oder anderen Arzt gibt der sich mit den Folgen ungesunder Ernährung beschäftigt, verschreiben die Meisten von ihnen, ohne den Patienten zu fragen was er jeden Tag zu sich nimmt, weiterhin ein Medikament. Nun, auf diese Weise hat der Arzt einen Kunden der ihm treu bleibt. Wenn der Patient nicht aufgeklärt wird stopft er sich nach dem Arztbesuch mit zwei Giften voll. Einmal die schlechte Nahrung und dann die vielen Pillen oben drauf. So ist ohne Zweifel garantiert das auf Dauer keine Genesung eintritt und weiter und weiter an der Gesundheit gesägt wird, bis sich der Körper wehrt und ein Krebsgeschwür oder eine andere Krankheit entwickelt. Welch ein Wahnsinn! Es ist wirklich schlimm,“ erklärte er Tanja und mir bald jeden Tag.

Durch diese Gedanken nicht gerade in bester Laune lasse ich meine Augen über die Fläche gleiten, um für uns einen Lagerplatz zu finden. Nichts außer Sand, Steine und ein paar vertrocknete Grashalme sind auszumachen. „Camis udu!“ ,stoppe ich die Karawane um in der Karte nachzusehen wie weit es bis zum nächsten Creek ist. „Noch 15 Kilometer. Das schaffen wir heute nicht mehr,“ schnaufe ich etwas verzweifelt. „Meinst du nicht das die paar Bäume da vorne genug sind um unsere Boys anbinden zu können?“ ,fragt Tanja. „Welche Bäume?“ „Na die dort,“ sagt sie auf ein paar silhouettenähnliche Striche deutend die gerade aus einer weit entfernten Staubwolke auftauchen. „Hm, vielleicht hast du recht,“ antworte ich mürrisch und ziehe Sebastian weiter gegen den Wind.

Um 15:36 erreichen wir die wenigen Bäume, welche Tanja vor einer Stunde am Horizont entdeckt hat. Sie wachsen auf ausgetrockneten Boden, um ein ebenfalls ausgetrocknetes natürliches Wasserloch. Tiefe Risse ziehen sich durch die gepeinigte Erde der Wasserstelle. Betonharte Rinderfladen bedecken die Oberfläche. Ausgelaugt und kraftlos lasse ich nach 28 Laufkilometer unsere ebenfalls müden Kamelpartner nieder huschen. Wir entladen unsere Tiere und lassen sie an den Gidyeabäumen fressen. Istans Wunde sieht tatsächlich etwas besser aus. Um Roberts Rat zu befolgen reibe ich die offene Stelle neben seinem Penis und die umliegende Haut mit einer Antibiotikumcreme ein. Wir hoffen, dass die Creme vor eine Neuinfektion schützt. Die Wunde liegt so ungünstig, dass er sich während des Sitzens immer wieder die Erde hineinreibt. Abgesehen davon, soll die Creme vor einer Verkrustung schützen und die Haut geschmeidig halten.

Tanja bindet dann unsere treuen Gefährden an die Bäume, während ich mit den wenigen Ästen die ich finde ein Feuer entfache, um heißes Wasser zu kochen. Kurz vor Sonnenuntergang reißt die dichte Wolkendecke im Westen auf. Goldene Strahlen beleuchten die faltigen Erdrisse des Wasserlochs, die alten vom Wetter gezeichneten Gidyeabäume, unsere eifrig fressenden Kamele, die im Staub verstreute Ausrüstung und die Unendlichkeit der Ebene. Das warme, intensive Licht aus dem All verzaubert auf einen Schlag die gesamte Szene. Urplötzlich glauben wir uns mitten in einem Märchenlandschaft zu befinden. Eine Unwirklichkeit, die es nur im Traum zu geben scheint. Ich unterbreche meine Arbeit für wenige Augenblicke und genieße trotz der Anstrengung des Tages die verwandelte, gerade eben noch trostlos aussehende Wüste. Als ob sich ein mit goldenen Fäden durchwirktes Seidentuch über uns legt, hat sich die bedrohliche Gedrücktheit aufgelöst. Selbst der starke Wind hält für eine Atempause inne und präsentiert uns ein Land der sagenhaften Schönheit. Die fast schwarzgrauen Wolken ziehen nach Osten und geben mehr und mehr von dem türkiesblauen Abendhimmel frei. In einem Inferno der Extraklasse taucht der glühende Sonnenball in die Erdoberfläche am Horizont, wird von ihr regelrecht aufgesaugt. Die runde Scheibe schickt nun ihr zartes Licht aus der Versenkung, haucht ihr letztes Glühen in den sterbenden Tag, bis die stärker und stärker werdende Finsternis der Nacht das Zepter übernimmt und jegliche Helligkeit verdrängt.

Der Wind nutzt die Gelegenheit um uns wenig später in die Glieder zu blasen. Es ist kalt, viel zu kalt. Nach einem schnellen Essen verziehen wir uns auf die Campbetten. Die Schlafsäcke wärmen unsere Körper. Erschöpf liege ich da und sehe in den Nachthimmel. Halsweh lässt mich nicht einschlafen. Plötzlich wird mir heiß, nur um Sekunden danach wieder zu frieren. Schüttelfrost quält meinen Körper und begleitet mich in eine weitere Schlaflosigkeit.

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