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AUFGELADEN zu den Polarlichtern im hohen Norden - 2020

Norwegen – Resümee – Teil 4

N 49°29’04.4’’ E 011°11’40.0’’
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    Datum:
    06.12.2020 bis 12.12.200

    Tag: 126 – 132

    Land:
    Norwegen / Dänemark / Deutschland

    Ort:
    Schwaig bei Nürnberg

    Kilometer:
    2228 km

    Gesamtkilometer bis Zuhause
    11986 km

    Bodenbeschaffenheit:
    Asphalt

    Fähre von Kristiansand nach Dänemark
    1

    Brückenüberquerungen von Lillehammer nach Kristiansand
    225

    Tunneldurchfahrten von Lillehammer nach Kristiansand
    69

(Fotos zum Tagebucheintrag finden Sie am Ende des Textes.)

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Link zur aktuellen Reiseroute 
(Für weitere Beiträge klick auf eines der Fähnchen in der Karte


Die Norwegenreise katapultierte uns von links nach rechts, von der Gegenwart in die Vergangenheit, von Naturwundern und Naturgewalten bis zur Bedrohung unserer Mutter Erde und deren Bewohner. Auch wenn wir mittlerweile schon viele Wochen in dem Land verweilten, gab es täglich neue Überraschungen, Überraschungen, mit denen wir nie rechneten. Eine der außergewöhnlichsten Begegnungen war die mit dem alten Seebären Fynn, der urplötzlich auftauchte und uns die grausame, historisch wahre Geschichte erzählte, wie ein Pottwal den Walfänger Essex rammte, bis er unterging und seine Besatzung eine schreckliche Odyssee erlebte. Als wir Fynn am nächsten Tag aufsuchen wollten, um uns von ihm zu verabschieden, war er verschwunden. Keiner kannte ihn, keiner hatte ihn je gesehen. Wer weiß, vielleicht richtet es der Zufall ein, dass er diese Zeilen einmal liest? Wenn dem so ist, bedanken wir uns bei dir für die abgefahrene Geschichte lieber Fynn.

Wir machten die Bekanntschaft mit den Schweizer Auswanderern Nathalie und Stefan die uns zu sich nach Hause einluden und uns eine brillante Reiseroute auf der Insel Andøya empfahlen. Wir erlebten Nächte am Lagerfeuer, befuhren 600 Millionen Jahre altes Gestein abgelegener Schotter- und Erdpisten und erlebten bei der Stadt Sortland einen unfassbar beeindruckenden Himmel voller Nordlichter und Sterne.

In der Provinz Troms og Finnmark die im Westen vom europäischen Nordmeer, im Norden von der Barentssee und im Osten von Schweden, Finnland und Russland begrenzt wird, beschädigte eine Windböe unsere Kamera, flohen wir vor einem Polartief, erlebten das Schauspiel von Licht und Schatten und die Vielfältigkeit zwischen Fjell und Fjord. Wir machten Bekanntschaft mit Rentieren und überwanden die nördlichste Straße der Welt bis in die Region, in der Bäume von einer subarktischen alpinen Vegetation völlig verdrängt werden. Beeindruckende 212 Meter unterm Meer fuhren wir vom Festland auf die Insel Magerøya auf der sich das Nordkap befindet. Dort wurde die schmale Gebirgsstraße wie von Geisterhand regelrecht verschluckt. Dichter Nebel schien das gesamte Land vertilgt zu haben. Und dann, 2 ½ Monate nach unserem Aufbruch, tauchte urplötzlich eines der spektakulärsten Reiseziele Norwegens auf. Überglücklich erreichten wir 514 Kilometer nördlich des Polarkreises den auf dem Straßenweg äußersten Norden Europas. Weil wir davon ausgingen, dass das Wetter bald umschlagen würde, packten wir noch am gleichen Nachmittag unsere E-Bikes aus, um zum großen Globus, dem Wahrzeichen des Nordkaps, zu radeln. Am symbolischen Ende des europäischen Festlandes stellten wir unsere Kamera aufs Stativ, um unsere Freudensprünge festzuhalten, dann radelten wir an der Steilklippe entlang, die das Eismeer begrenzt und den Blick in die Unendlichkeit freigab. „Welch ein unbeschreiblicher Moment“, schießt mir ein Gedanke durchs Gehirn, da mir bewusst ist, auf einem Hochplateau unterwegs gewesen zu sein, auf dem bereits 9.000 Jahre vor unserer Zeitrechnung Jäger und Sammler gesiedelt hatten. In der Nacht war der Himmel wiederwartend sternenklar. Der Vollmond funkelte, die Milchstraße glitzerte und bunte Polarlichter überzogen den Globus und das Firmament. Freudetrunken genoss ich das Naturschauspiel und fühlte mich ungefähr so, als hätte ich ein Goldnugget gefunden.

Am nächsten Morgen wurde unsere Euphorie gebremst. Ein Mitarbeiter der Nordkaphalle duldete uns nicht länger als einen Tag. Bei Nieselregen und Nebel verließen wir den außergewöhnlichen Ort und machten uns wieder auf den Weg in Richtung Süden. Große, noch nie in unserem Leben gesehene Rentierherden tauchten auf den mit Flechten bewachsenen Hochplateaus auf. Wir schmiedeten Reisepläne, überlegten, was wir auf der Rückreise noch alles sehen wollten. Die Insel Senja stand ganz groß auf dem Plan. Der erste Schnee bedeckte die Straßen und ließ Bedenken aufkommen, ob wir es ohne Schneeketten über all die Pässe schaffen würden. Auf Senja kamen wir mit unserer Terra Love auf Eis und Schnee ins Schlittern, schafften es aber bis zur Küste, wo der Golfstrom für wärmere Temperaturen sorgte und die Straßen eisfrei waren. Wir passierten einen wunderschönen Ort, an dem sich Himmel und Meer begrüßen, an dem das Wasser des Fjords sich wie ein polierter Spiegel unter uns ausbreitete und der Meeresarm links und rechts von Bergen umrahmt ist. Wir fühlten uns so, als hätten wir das Paradies gefunden, vor allem als wir am Steinfjord unseren heiß ersehnten Traumplatz entdeckten. Ab diesem Zeitpunkt begann für uns ein unvergessliches einsames Leben, indem uns Mutter Natur in ihren Schoß aufzunehmen schien. Bei eisiger Kälte erkundeten wir mit unseren E-Bikes die Umgebung. Am nächtlichen Strand radelten wir unter den kosmischen Polarlichtern und glaubten, das grünblaue Licht würde aus einer Felsspalte des westlichen Bergzuges in den von funkelnden Sternen übersäten Himmel geschleudert. Bald jede Nacht bestaunten wir das sich ständig verändernde Naturschauspiel, bis uns ein Orkantief das Fürchten lehrte. Unsere Terra Love wurde von bösartigen 120 km/h starken Böen getroffen. Der tagelang anhaltende Orkan schrie und brüllte, worauf unser Expeditionsmobil ächzte und stöhnte, den Naturgewalten aber standhielt und wir ohne Schaden aus der Sache herauskamen. Die dort lebenden Einheimischen sorgten sich um uns. Während den Spaziergängen mit Ajaci machte Tanja die eine oder andere Bekanntschaft. Die älteren Damen Fynia und Elan brachten uns heiße, selbst gemachte Waffeln und die Notärzte Ronny und Jimmy erkundigten sich nach unserem Wohlbefinden. Nach über drei Wochen wurde es Zeit den Steinfjord zu verlassen, um weiter in Richtung Süden zu fahren. Mittlerweile war die Dunkelzeit schon fortgeschritten und hatte das Tageslicht bis auf wenige Stunden reduziert. So bekamen wir einen guten Vorgeschmack, wie es sich anfühlt, wenn die Sonne für längere Zeit gar nicht mehr über die Horizontlinie steigt…

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