MACHBAR?

Wieder wagt sich ein Offroad-Lastwagen durch die gefährlich enge, von Felsen begrenzte Passage, um zum Plage Blanche zu gelangen. Ich eile voraus, um die atemberaubende Szene zu filmen. Wenn ich daran denke, dies mit unserer Terra Love nachzuahmen, wird mir mulmig.

Der Plage Blanche ist ein bekanntes Ziel für Offroad-Enthusiasten an der Atlantikküste der Westsahara, oder politisch korrekt ausgedrückt, der Marokkanischen Sahara. Aufgrund ihrer isolierten Lage und der beeindruckenden Sanddünen zieht sie viele Abenteurer an, die die raue Landschaft erkunden möchten.

Seit zwei Tagen stehen wir nun an einem der schönsten und beeindruckendsten Stellplätze der letzten Monate, der nur wenige Meter von der schmalen Zufahrt zum Strand entfernt liegt. Von hier aus haben wir die Gelegenheit, Geländefahrzeuge aller Größen zu beobachten, die bis zu 170 km auf dem berühmten Strand zurücklegen möchten.

Allerdings birgt die Gegend auch erhebliche Gefahren, insbesondere durch die Flut, die oft unterschätzt wird. Die Gezeiten an der Atlantikküste können stark schwanken, und wenn die Flut schnell ansteigt, kann sie Fahrzeuge einschließen, die sich zu nah am Wasser oder in einer Senke befinden. Aber das ist nicht die einzige Herausforderung, sondern auch die schwierige Navigation. In den weitläufigen Sanddünen und dem unebenen Gelände kann es problematisch sein, die genaue Position zur Küstenlinie zu bestimmen, weshalb viele Fahrer sich nicht bewusst sind, wie nahe sie der Flutlinie sind.

Viele Offroad-Fahrer sind Touristen oder Besucher, die die spezifischen Gefahren des Plage Blanche nicht kennen. Ortskundige Hinweise oder Karten, die die gefährlichen Zonen markieren, fehlen meist. Abgesehen davon können die Wetterbedingungen extrem sein. Starke Winde treiben die Wellen unerwartet hoch, was die Flut weiter verstärken kann. Deshalb wird dringend empfohlen, sich vor einer Fahrt entlang des Plage Blanche genau über die Gezeiten und Wetterbedingungen zu informieren, ausreichend Sicherheitsvorkehrungen zu treffen und möglichst in Gruppen zu fahren, um sich im Notfall gegenseitig unterstützen zu können.

Bevor wir überhaupt daran denken, uns mit unserer Terra Love ebenfalls auf die verlockend schöne, aber tückisch gefährliche Strandpassage zu begeben, der jedes Jahr etliche Fahrzeuge zum Opfer fallen, wandern wir zunächst einige Kilometer den Strand entlang, um uns einen eindrücklichen Überblick zu verschaffen. Auch wenn man auf dieser Strecke oft alleine unterwegs sein kann, haben wir das Glück, einige Offroader bei ihrer Fahrt über den meist harten Sand und durch die auslaufenden Wellen des Atlantiks beobachten zu können.

Wenn wir den Fahrern hier zusehen, scheint es so, dass der Spaß am Fahren über Sand und Salzwasser die Schäden überwiegt, die Salzwasser insbesondere an der Karosserie und am Chassis verursacht. Auch Schrauben und andere Befestigungselemente können rosten und sich lösen, was die strukturelle Integrität des Fahrzeugs gefährdet. Nicht zu vergessen ist, dass Salzwasser in die elektrischen Systeme des Fahrzeugs eindringen und Kurzschlüsse verursachen kann. Salz kann zudem Steckverbindungen und Kabel korrodieren, was zu Funktionsausfällen führt. Mechanische Schäden sind ebenfalls möglich, insbesondere an den Bremsbelägen und -scheiben, was die Bremsleistung verringert. Die Auspuffanlage kann rosten und undicht werden, und Lager, Achsgelenke sowie andere bewegliche Teile können durch Salzwasser beschädigt werden, was zu erhöhtem Verschleiß führt.

Am schlimmsten ist es, wenn Salzwasser in den Motor oder das Getriebe gelangt, dann kann es zu ernsthaften Schäden kommen, da die Schmierung beeinträchtigt wird und Korrosion an inneren Teilen verursacht. Zudem kann Salzwasser den Luftfilter verstopfen und das Kühlsystem beschädigen.

Doch trotz dieser Herausforderungen gibt es zahlreiche Gründe, warum dieses Abenteuer den Aufwand und die möglichen Schäden wert sein kann, denn das Fahren über Sand und entlang des Meeres bietet ein einzigartiges und unvergleichliches Fahrerlebnis. Die Weite des Horizonts, der Wind und die unmittelbare Nähe zur Natur schaffen unvergessliche Momente. Plage Blanche beeindruckt mit glitzerndem Wasser, endlosen Sandstränden und unberührter Natur, die eine malerische Kulisse bildet.

Für Offroad-Enthusiasten liegt der Reiz in der Herausforderung, schwieriges Terrain zu meistern. Das Fahren am Plage Blanche erfordert fahrerisches Können und technisches Wissen, was ein Gefühl der Zufriedenheit und Erfüllung mit sich bringt. Interessant finden wir, dass bei solchen Abenteuern oft ein starkes Gemeinschaftsgefühl entsteht. Das gemeinsame Bewältigen von Herausforderungen und das Teilen von Erlebnissen schweißt die Teilnehmer zusammen und schafft unvergessliche Erinnerungen. Solche Erlebnisse fördern auch persönliches Wachstum, indem sie Problemlösungsfähigkeiten und Selbstvertrauen stärken.

Mit der richtigen Vorbereitung und Vorsicht lassen sich viele Schäden minimieren. Regelmäßige Inspektionen und Wartung nach solchen Fahrten sind entscheidend, um die Lebensdauer des Fahrzeugs zu verlängern und größere Reparaturen zu vermeiden. Letztlich überwiegen die Freude und das Gefühl der Freiheit, die solche Fahrten bieten, die potenziellen Schäden am Fahrzeug. Die einzigartigen Erlebnisse und die Schönheit der Natur machen das Abenteuer am Plage Blanche zu einer unvergesslichen Erfahrung, die so manches Risiko wert ist.

Auf dem Rückweg zu unserer Terra Love sprechen Tanja und ich darüber, ob wir es wagen sollen, ebenfalls diese Tour zu fahren. Tanja meint, das Risiko, unser Fahrzeug zu beschädigen, stehe in keinem Verhältnis zum Spaß. Deshalb scoute ich noch einmal den schwierigen Einstieg zum Strand. Unsere Frage an dich: Würdest du diese Strecke mit einem großen Wohnmobil wie unserem befahren?

Hier, an der Steilklippe direkt am einzigartigen Dünenstrand Plage Blanche – einem der schönsten und menschenleersten Strände der Welt – für ein paar Tage unser Camp aufzuschlagen, ist ein besonderes Erlebnis, das uns unvergesslich in Erinnerung bleiben wird. Dabei spielt es keine Rolle, ob wir den Strand mit unserer Terra Love befahren haben oder nicht.

Wir genießen die Abenddämmerung, den Blick über den unendlich wirkenden Atlantischen Ozean und das Rauschen seiner kräftigen Wogen, die mit einem dumpfen Klatschen ihre weite Reise an Land beenden. Die Sicht auf die grandiosen Sanddünen, bestehend aus feinem, hellem Sand, die auch als der kleine Sohn der Sahara bekannt sind, und der beeindruckende Sonnenuntergang tragen zur magischen Atmosphäre bei.

Gerade als die Sonne den Horizont berührt, klopft es an unsere Kabinentür. Drei Soldaten begrüßen uns. „Ihre Pässe bitte“, sagen sie freundlich und fotografieren diese mit ihrem Handy, bevor sie uns eine gute und sichere Nacht wünschen…