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AUFGELADEN zu den Polarlichtern im hohen Norden - 2020

Lebensgefahr auf spektakulärer Passstraße

N 61°50’13.9’’ E 008°34’08.3’’
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    Tag: 046 – 047

    Land:
    Norwegen

    Ort:
    Lom

    Tageskilometer:
    89 km

    Gesamtkilometer:
    3708 km

    Bodenbeschaffenheit:
    Asphalt

    Fähre
    0

    Brückenüberquerungen:
    1

    Tunneldurchfahrten:
    0

    Sonnenaufgang:
    06:51 Uhr – 06:54 Uhr

    Sonnenuntergang:
    19:50 Uhr – 19:46 Uhr

    Temperatur Tag max:
    17°

    Temperatur Nacht min:
    11°

    Aufbruch:
    11:30

    Ankunftszeit:
    19:30

(Fotos zum Tagebucheintrag finden Sie am Ende des Textes.)

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Es geht steil ins Gebirge in Richtung des Jostedalsbreen, dem größten europäischen Festlandgletscher, an dessen Rändern eine der schönsten Passstraßen der Welt entlangführt. Der Plan ist dort oben unsere neuen E-Bikes auszupacken um mit ihnen den Gletscher zu überqueren. Die schmale atemberaubende Straße windet sich dem Himmel entgegen. Eigenwillige, in Streifen gezogene Wolken ziehen sich über unsere Köpfe. Zwischen den Wolkenlücken spitzt immer wieder dunkles, manchmal helles Blau hervor. Seit über zwei Wochen ist es der erste Tag ohne Regen. Bisher zumindest. Mit hoher Konzentration steuere ich unseren Iveco Daily 4×4 Kehre um Kehre nach oben. „Kommt was?“, frage ich vor der nächsten nicht einsehbaren Biegung. „Alles frei“, sagt Tanja. Ich hole ein wenig nach links aus, um dann nach rechts zu steuern. Nur so können wir die Haarnadelkurven in einem Zug durchfahren. „Geht ganz schön runter“, sage ich mit meinen Augen für einen Sekundenbruchteil nach links blickend. „Fahr vorsichtig“, sagt Tanja etwas angespannt. „Klar fahre ich vorsichtig“, antworte ich die nächste Kurve nehmend. Jetzt geht es rechts von uns steil in die Tiefe. Der kleinste Fahrfehler und wir würden hier unser Leben beenden. „Dir scheint es Spaß zu machen“, bricht Tanja meine Konzentration. „Absolut, das ist wirkliches Autofahren“, antworte ich grinsend in den zweiten Gang herunterschaltend, um eine weitere Kehre zu nehmen. „Eine Automatikschaltung wäre hier doch von großem Vorteil“, entgegnet Tanja. „Vielleicht, aber sie würde den Spaßfaktor stark reduzieren. Ich habe gerne die Kontrolle über unser Fahrzeug und möchte den Gang selbst bestimmen“, antworte ich jetzt wieder in den Dritten hochschaltend. „Hast du auch die Untersetzung eingelegt?“, fragt Tanja. „Ja ja schon unten, bevor es so steil wurde, legte ich die Übersetzung ein“, antworte ich. Plötzlich wird die Straße noch enger. Keine zwei Autos können den dünnen Asphaltstreifen auf die kommenden Kilometer nebeneinander fahren. Sollte uns ein Auto oder sogar ein Lastwagen entgegenkommen, müssten wir stoppen und rückwärts bis zu einer der Ausweichstellen rollen, um aneinander vorbeizukommen. „Achtung, da kommt ein Lkw!“, warnt Tanja vor der nächsten Rechtskurve. „Scheiße“, fluche ich, bremse und bleibe erst mal stehen. Tatsächlich taucht vor uns der große Kühler eines Lkws auf. „Und jetzt?“, fragt Tanja. „Rückwärts“, antworte ich. „Soll ich aussteigen und dich einweisen?“ „Nein, nein, das geht schon“, sage ich die Terra langsam rückwärts rollen lassend. „Ja, so ist es gut. Du hast noch 20 Zentimeter auf meiner Seite“, gibt mir Tanja den Abstand zum Abgrund durch. „Okay“, flüstere ich und merke, wie sich Schweißperlen auf meiner Stirn bilden. Nur 50 Meter hinter uns lenke ich unsere 6,2 Tonnen in die schmale Ausweichbucht. Der Lastwagenfahrer hebt zum Dank seine Hand und braust an uns vorbei. „Puhh“, blase ich die Luft durch die gepressten Lippen, lege den ersten Gang ein und setze unsere Bergfahrt fort. Gelbe Schilder am Straßenrand warnen vor kommenden Bauarbeiten. Wegen einer engen Haarnadelkurve können wir nicht sehen, ob uns etwas entgegenkommt. Im Schritttempo kriechen wir durch die Passage, die links und rechts von schroffen, abfallenden Felsen begrenzt wird. Der Asphalt ist bloßen Schotter gewichen. „Ahhh!“, brülle ich, als wir im Begriff sind, durch die Kehre zu kommen, reiße das Lenkrad nach rechts, steige mit voller Kraft in die Eisen, als uns ein Tesla entgegenschießt. Mit einer Vollbremsung verringert er seine rasende Fahrt, schleudert kurz, fängt sich wieder. Ich schließe für einen Moment die Augen und warte auf den unvermeidlichen Aufprall, da knallt er an unserem Kühler vorbei ohne uns zu touchieren. „Das war knapp… Ahhh!“, fährt uns der Schreck erneut in die Glieder, als noch so ein Wahnsinniger um die Haarnadelkurve rast, wie sein Vorgänger eine Vollbremsung hinlegt, kurz schlittert, sich fängt und uns im Drift nur um wenige Zentimeter verfehlt. „Was war das denn?“, fragt Tanja nach einer Schreckenspause. „Die Idioten leisten sich auf der Gebirgsstraße ein Rennen“, antworte ich am ganzen Körper zitternd. „Danke“, sagt Tanja, nimmt die gefalteten Hände vor die Brust und sieht nach oben. „Danke“, sage auch ich mir völlig bewusst darüber, dass uns hier der göttliche Strahl geschützt hat. Es dauert eine Weile, bis wir uns von dem Beinaheunfall erholt haben. Ich lege den ersten Gang ein, der Motor heult auf und unsere Fahrt geht weiter. Immer höher in den mit den seltsamen und zugleich schönen Wolkenhimmel Norwegens.

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