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E-Bike-Expedition Teil 3 China - Online-Tagebuch 2015-2016

Leben in der Kaiserstadt Xi’an

N 34°15’16.4’’ E 108°56’44.1’’
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    Datum:
    07.12.2015 bis 15.12.2015

    Tag: 162 – 170

    Land:
    China

    Provinz:
    Shaanxi

    Ort:
    Xi’an

    Breitengrad N:
    34°15’16.4’’

    Längengrad E:
    108°56’44.1’’

    Gesamtkilometer:
    11.431 km

    Gesamthöhenmeter:
    13.679 m

    Sonnenaufgang:
    07:35 – 07:41 Uhr

    Sonnenuntergang:
    17:34 – 17:35 Uhr

    Temperatur Tag max:
    5°C

    Temperatur Tag min:
    minus 3 °C

 

(Fotos zum Tagebucheintrag finden Sie am Ende des Textes.)

LINK ZUR REISEROUTE

Unsere Adlernest, so nenne ich ab sofort unser Bett unterm Dach, ist so gemütlich, dass es uns schwer fällt es zu verlassen. Am liebsten würden wir den ganzen Tag dort verbringen, um uns von der gestrigen 130-Kilometerfahrt auszuruhen. Das Gezwitscher eines Singvogels dringt durch die Fensterfront. Er sitzt in einem Käfig, der am Nachbarfenster hängt. Laut Überlieferung halten Chinesen schon seit dem 5. Jahrhundert Vögel als Haustiere. „Ein schöner Gesang“, geht es mir durch den Kopf. Allerdings habe ich erst vor wenigen Tagen einen Artikel gelesen in dem es um das Aussterben von Singvögeln ging. In diesem Zusammenhang hat die chinesische Polizei bei einer Razzia im Jahr 2011, nach Angaben einiger Forscher, im Südosten Chinas zwei Millionen gefangene Singvögel beschlagnahmt. Darunter waren auch 20.000, vom Aussterben bedrohten, Weidenammern. Aufgrund von Hochrechnungen geht man von mehreren Millionen gefangenen Weidenammern in Südostasien pro Jahr aus. Die große Zahl der illegal gejagten Singvögel landen nicht im Käfig, sondern im Kochtopf. Die sperlingsgroße Ammer gilt in China als Delikatesse.

Mit dem schönen Gesang des Vogels vermischen sich die Geräusche des beginnenden Lebens vor unserer Bleibe. Gelockt von den fremdartigen Klängen verlassen wir das Haus. Wir laufen nun durch die schmalen Gassen des Viertels, in denen sich nur selten ein Auto oder Moped verirrt. An einer Grünfläche der alten historischen Stadtmauer begegnen wir ein paar alten Männern, die die Käfige ihrer Singvögel in die Bäume hängen. Sie setzen sich daneben und lauschen dem wunderbaren Gezwitscher. Man hat uns erzählt, dass es sogar Gesangswettbewerbe geben soll in denen die stolzen Vogelbesitzer ihre Schützlinge gegeneinander antreten lassen. Wie sich das Land verändert hat. 1958 hat die chinesische Regierung noch beschlossen alle Spatzen des Landes auszurotten, weil sie dafür verantwortlich gemacht wurden, die Saat zu fressen. In der Folge wurden 2 Milliarden Vögel vernichtet. Da nun die Heuschrecken leichtes Spiel hatten, zerstörten sie in kurzer Zeit die Ernten des Landes. Die Folge war die größte Hungersnot der Erdgeschichte in der, wie schon beschrieben, ca. 45 Millionen Menschen verhungerten.

Nur wenige hundert Meter weiter dringt fremdartige Musik an unsere Ohren zu der Frauen und Männer synchron Tanzen. Wir sehen eine Weile zu, dann laufen wir weiter und stoßen auf eine Gruppe von Frauen und Männer, die sich zur chinesischen traditionellen Musik, in einem anmutig anzusehenden langsamen Schwertkampf ohne Gegner zu befinden scheinen. Weil Tanja und ich in Deutschland mehrere Tai-Chi Kurse belegten, und daher wissen wie schwer die perfekte Ausführung der Bewegungen ist, sind wir von der Gruppe fasziniert. Ihnen ist das jahrelange konsequente Training anzusehen. Ihre Bewegungen sind ästhetisch, ja fast elegant. Jeder Einzelne von ihnen scheint sich in seiner Mitte zu befinden und hoch konzentriert zu sein. Tai-Chi gilt als eine innere Kampfkunst, welche ihren Fokus nicht in rohe Kraftausübung legt, sondern in eine Art Meditation und Fluss der langsamen harmonischen Bewegung. Tai-Chi gilt der Entspannung, der Gesundheit aber auch der Selbstverteidigung und Persönlichkeitsentfaltung. Als die ersten Händler beginnen ihre fliegenden Verkaufsstände um die Schwerttänzer aufzubauen, verändert sich die friedliche Stimmung und veranlasst uns zum Weiterschreiten.

Kleine Garküchen, Restaurants, schöne Läden, in denen es neben Kitsch auch wunderschöne Kunstgegenstände, Kalligrafien und Gemälde zu erstehen gibt, Tee- und Eierkocher, Obstverkäufer und vieles mehr versetzen uns auf dem Rückweg zu unserer Bleibe ins Staunen. Viele chinesische Touristen wandeln von Verkaufsstand zu Verkaufsstand die jetzt alle aufgebaut sind. Jeder von ihnen möchte eine Erinnerung an seinen Urlaub erstehen. Mittlerweile sind es knapp 100 Millionen Chinesen im Jahr die ins Ausland reisen und somit die Deutschen von ihrer Weltmeisterposition verdrängt haben. Hunderte von Millionen allerdings reisen im eigenen Land, was an so einem Ort absolut spürbar ist.

Nach einem leckeren Mittagessen, zur Abwechslung mal beim Chinesen, ziehen wir uns wieder in unser Gästehaus zurück. Im Wintergarten auf dem Dach des Hauses genießen wir einen echten Cappuccino. Von hier oben haben wir einen interessanten Blick auf die alte Kaiserstadt, allerdings wird auch sie bald täglich von heftigem Smog geplagt. (bis zu 400 Mikrogramm pro Kubikmeter) „Wo ist euer Hund?“, fragt Bruce, einer der zwei Inhaber der Jugendherberge. „Im Zimmer“, antwortet Tanja „Oh ihr müsst ihn unbedingt mit aufs Dach bringen“, meint der Hundefreund, weshalb Ajaci ab diesem Zeitpunkt uns oftmals begleitet und somit bei den Angestellten und Gästen der Liebling des Hauses wird…

Die Live-Berichterstattung wird unterstützt durch die Firmen Gesat GmbH: www.gesat.com und roda computer GmbH www.roda-computer.com Das Sattelitentelefon Explorer 300 von Gesat und das rugged Notebook Pegasus RP9 von Roda sind die Stützsäulen der Übertragung.

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