Korruption, ein ganz normaler Teil des Einkommens?
N 10°25’41.3’’ E 104°27’12.2’’Datum:
02.05.2017
Tag: 672
Land:
Kambodscha
Provinz
Kêb
Ort:
Kep
Breitengrad N:
10°25’41.3’’
Längengrad E:
104°27’12.2’’
Tageskilometer:
67 km
Gesamtkilometer:
23.717 km
Durchschnitts Geschwindigkeit:
25.4 km/h
Maximale Geschwindigkeit:
28.1 km/h
Fahrzeit:
2:38 Std.
Bodenbeschaffenheit:
Asphalt
Maximale Höhe:
10 m
Gesamthöhenmeter:
71.018 m
Höhenmeter für den Tag:
30 m
Sonnenaufgang:
05:44 Uhr
Sonnenuntergang:
18:15 Uhr
Temperatur Tag max:
37°C
Aufbruch:
06:30 Uhr
Ankunftszeit:
11:15 Uhr
(Fotos zum Tagebucheintrag finden Sie am Ende des Textes.)
Weil wir heute wieder nach Vietnam fahren, um wegen einem neuen Kambodscha-Visa erneut ins Land einzureisen, lassen wir unser Gepäck und Ajaci in der Unterkunft. Um 6:30 Uhr sitzen wir im Sattel und düsen leicht wie der Vogel mit ca. 27 km/h über das hier flache Land. Obwohl wir kein Gepäck mit uns führen und der wunderbare Boschantrieb uns das Biken äußerst leicht macht, setzt uns der höher steigende glühende Stern wieder zu.
Kurz vor 8:00 Uhr erreichen wir die Grenze. Die Kambodschaner stempeln die Pässe ab, dann radeln wir die paar hundert Meter rüber nach Vietnam. Während wir unsere Reisedokumente einreichen, um ein zweiwöchiges (seit dem Jahr 2016 kostenfreie Visa für Deutsche) zu beantragen, geht draußen ein heftiger Tropenschauer nieder. Es dauert nur fünf Minuten bis wir das Vietnamvisum im Pass haben. Da wir sogleich wieder nach Kambodscha einreisen wollen, müssen wir das backfrische Vietnamvisum entwerten lassen. Der Beamte, der die eben empfangenen Vietnamvisa abstempeln muss, sitzt direkt neben dem Mann der uns diese gerade gegeben hat. „Was? Sie wollen gar nicht nach Vietnam?“, fragt er etwas mürrisch. „Äh nein. Wir müssen wieder nach Kambodscha zurück. Aber wir waren in Vietnam bereits für fast ein Jahr. Es ist ein wunderbares Land mit sehr netten Menschen“, sagt Tanja. Ohne jegliches Lächeln zu zeigen nimmt er die Pässe und entwertet die Visa. „Vielen Dank und haben sie einen schönen Tag“, sagen wir.
Obwohl es noch immer wie aus Eimern schüttet, schwingen wir uns in den Sattel und sausen nach Kambodscha zurück. Auch die Zollbeamten hier sind nicht gerade freundlich. „Dort drüben bekommen sie ihr Geschäftsvisa“, sagt einer mit vielen Sternen auf der Schulter. Vom Regen klatschnass, stapfen wir durch die kühle Halle an deren Decke die Aircondition kalte Luft auf uns herunterbläst. Ein Mann, im ärmellosen klassischen weißen Untermhemd, sitzt hinter einer Glasscheibe und begrüßt uns lächelnd. „Endlich ist hier mal jemand nett“, sage ich auf Deutsch zu Tanja. Nachdem wir ein Formular ausgefüllt haben, reichen wir unsere Pässe und ein Passbild dem netten Herrn hinter der Scheibe. „Kostet 45,- US$ pro Visa“, hören wir die formgewandte Stimme des lächelnden Beamten. „Kostet das Visum nicht nur 35,- US$?“, fragt mich Tanja. „Denke schon. Das hat man uns zumindest gesagt“, antworte ich, während mich das Gefühl beschleicht von dem netten Herren gerade abgezockt zu werden. „Da sie zum ersten Mal ein Geschäftsvisum beantragen kostet es 10,- US$ mehr. Beim zweiten Mal sind es dann nur 35,- US$“, antwortet der Mann grinsend wie ein Honigkuchen. Tanja und ich beraten uns für ein paar Minuten. Falls wir auf unser Recht bestehen ist uns klar hier eventuell ein paar Stunden warten zu müssen. Zumindest haben wir schon öfter davon gehört. Üblich ist ein Korruptionsaufschlag von ca. 5,- US$ pro Pass. 10,- US$ mehr zu verlangen ist schon dreist. Aber was sollen wir tun? Wenn wir auf den korrekten Preis pochen verliert der Beamte hinter seiner Scheibe sein Gesicht vor uns. Das wird er nicht wollen, weshalb wir eventuell bis zum Abend auf den Stempel warten müssen. Ajaci ist indes alleine im Zimmer. Auch sind wir nicht gewillt in dieser hässlichen Halle den Tag zu verbringen. „Also bezahlen wir das Beschleunigungsgeld von 20,- US$?“, fragt mich Tanja. „Was sind schon 20,- US$ im Vergleich zu einem Tag warten, oder hier echten Ärger zu produzieren? Richard, der holländische Manager unseres Hotels in Kep, hat mir gestern erzählt, dass die Familien bei den Behörden zehntausende von Dollar für ihren Verwandten bezahlen, damit er zu so einem Grenzposten versetzt wird. An dem Extrageld hängt der Wohlstand einer ganzen Familie. Der normale Lohn eines Beamten ist sehr gering. Davon kann er nicht leben oder eine Familie ernähren. Dementsprechend ist Korruption in diesem Land ganz normal. Gehört sozusagen zum Einkommen“, schlussfolgere ich, worauf Tanja dem lächelnden Beamten 90,- US$ reicht. Tock, tock, klappert daraufhin der Stempel auf unser nagelneues Geschäftsvisum. „Ich wünsche ihnen einen angenehmen Aufenthalt“, sagt er in perfektem Englisch. Als wir uns beim gehen kurz umdrehen sehen wir, wie er, seinem neben ihm sitzenden Kollegen, einen 10,- Dollarschein rüberschiebt. Sie bemerken von uns ertappt worden zu sein. Diesmal kommt es mir aber so vor, als wäre eine Spur Verlegenheit im Gesicht zu erkennen.
Wieder bei unseren E-Bikes hat der Starkregen aufgehört. Die Straßen dampfen in der Sonne. Die Luftfeuchtigkeit ist dementsprechend. Man könnte meinen die Luft besteht aus warmer Flüssigkeit. Das Radfahren fällt uns deswegen noch schwerer. Trotzdem statten wir, einem auf dem Weg liegenden buddhistischen Tempel und einem kleinen Markt, einen Besuch ab.
Nassgeschwitzt erreichen wir schon um 11:15 Uhr, noch vor der größten Hitze, unser schönes Hotelchen, direkt am Strand vom Badeort Kep. Ajaci begrüßt uns als hätte er uns seit Wochen nicht mehr gesehen. Ich schnappe mir seinen Ball. Gemeinsam eilen wir zum Strand, um mit unserem Hund zu spielen und uns im Meer zu erfrischen. Da das Wasser gefühlte 30 Grad besitzt, ist es aber nicht kühlend. Egal, die Visafahrt nach Vietnam verlief problemlos, schnell und erfolgreich, das ist es worauf es heute ankam…
Wer mehr über unsere Abenteuer erfahren möchte, findet unsere Bücher unter diesem Link.
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