Ich könnte vor Glück singen
Tag: 11
Sonnenaufgang:
6:59
Sonnenuntergang:
17:21
Luftlinie:
08.55
Tageskilometer:
15
Spencer-Camp — 22.05.2000
Anscheinend liegt es daran, dass wir ausgeruht sind, denn heute geht alles viel schneller. Allerdings sind wir uns seit gestern einig, dass Tanja ihre Küche bis auf ein paar Kleinigkeiten schon abends fertig packt. Auch nehmen wir nur ein schnelles Frühstück ein. Um 9 Uhr 30 beginnen wir schon mit dem Satteln der Kamele und da alles reibungslos verläuft sind wir bereits 1 ½ Stunden später, also um 11 Uhr, aufbruchbereit. Wir freuen uns über den neuen Rekord und obwohl wir seit unserem Aufbruch vor 10 Tagen erst 17 Kilometer zurückgelegt haben sehe ich ab heute wieder etwas rosiger in unsere Expeditionszukunft.
Bevor es allerdings los geht behandle ich noch Sebastians Knie. Jetzt wo er steht und die nächsten Stunden laufen wird ist ein optimaler Zeitpunkt seine Wunde wenigsten bis zur Mittagsrast sauber zu halten. Um 11 Uhr 15 ist unsere kleine Karawane unterwegs. Wir unterqueren bei Clackline den Great Eastern Highway. Die Kamele sind leicht nervös als ein Roadtrain direkt über unseren Köpfen über die Brücke rollt, doch außer, dass sie ihre Augen ängstlich aufreißen bereiten sie keine Schwierigkeiten. Nur wenige hundert Meter weiter folgen wir die nächsten Kilometer der wenig befahren Spencers Brook Road. Tanja läuft wieder voraus um den Gegenverkehr zu warnen und ich wandere hinter unseren Tieren, um alles was kommt zu bremsen.
Es ist ein wunderschöner Tag und ich bin guter Dinge. Meinem Körper tut es gut nach der langen Vorbereitungszeit sich endlich ergehen zu können und sich auszuarbeiten. Ich atme die frische Luft und könnte laut singen vor Glück. Große wunderschöne Bäume spenden uns Schatten. Ein Flüsschen plätschert neben der Straße. Wir kommen an vielen kleinen Farmen vorbei und begegnen den verschiedensten Tieren wie Kühen, Bullen, Eseln, Pferden und auch Emus. Eine Stunde später erreichen wir wieder den Heritagetrail, der vor vielen Jahren einmal eine Eisenbahnverbindung war. Würden wir nicht ab und zu verrostete, große Nägel und verwitterte Schwellen entdecken könnte man es nicht für möglich halten, dass hier einmal eine Eisenbahn vorbeigedampft ist. Um 15 Uhr schlagen wir unser Lager auf und haben sage und schreibe 15 Kilometer zurückgelegt. Obwohl das keine große Leistung ist, ist es ein Meilenstein für uns.
Zufrieden und in bester Stimmung geht jeder seiner Aufgabe nach. Am Lagerfeuer stellen wir fest, wie ruhig es hier ist. Seit unserem Aufbruch ist dieses Camp das erste ohne lästige Verkehrsgeräusche. Nur nachts weckt mich ein dumpfes Dröhnen auf. Es muss ein großer Kängurubulle sein der unweit von unserem Zelt durch den Busch springt.