Gegenwind
N 48°44'387'' E 011°11'207''Tag: 24
Sonnenaufgang:
06:09 Uhr
Sonnenuntergang:
20:29 Uhr
Luftlinie:
30,70 Km
Tageskilometer:
40 Km
Gesamtkilometer:
633,72 Km
Bodenbeschaffenheit:
Asphalt, 20% Schotter
Temperatur – Tag (Maximum):
23 °C
Temperatur – Tag (Minimum):
19 °C
Temperatur – Nacht:
10 °C
Breitengrad:
48°44’387“
Längengrad:
011°11’207“
Maximale Höhe:
460 m über dem Meer
Aufbruchzeit:
10.30 Uhr
Ankunftszeit:
15.10 Uhr
Durchschnittsgeschwindigkeit:
12,32 Km/h
”Where you come from?” fragt uns ein Mann in amerikanischem Akzent als wir gerade unser Müsli löffeln. Wayne, ein etwa 60 Jahre alter Amerikaner, hat sein Zelt nur einige Meter weit entfernt von uns aufgebaut. Er ist ebenfalls mit dem Fahrrad unterwegs und erzählt uns dass er seit Anfang der Neunziger Europa mit dem Zweirad erkundet. “Ich war schon in Spanien, Frankreich und vor allem in Deutschland unterwegs”, meint er und will wissen wo wir hinfahren. “Wir haben noch nie einen Amerikaner getroffen der mit dem Fahrrad Europa erkundet. Warum gerade Europa?” möchte ich wissen. “Europa ist voller Kultur, es ist sicher, es gibt nahezu überall Campplätze und vor allem wunderschöne Radwege. Bei uns in Amerika mag man in vielen Staaten keine Radfahrer. Das ist was für die Jungen. Ist man älter sollte man mit dem Auto fahren, so ist zu mindestens die allgemeine Aussage meiner Landsleute. Wenn ich bei uns mit dem Fahrrad unterwegs bin werde ich gefragt ob ich ein Problem habe. Hier ist das anders. In Deutschland wird viel für diesen Sport getan”, erzählt er. “Wie kamst du überhaupt zum Radfahren? Da muss es doch einen Grund geben?” will Tanja wissen. “Ach, ich hatte eine schöne Segeljacht. Sie ist in einem Sturm gesunken und ich habe alles verloren was ich besaß. Nichts war mehr übrig. Die Versicherung hat Gott sei Dank bezahlt aber mir war die Lust am Segeln total vergangen. Ich besuchte dann meine Tochter in Alaska. Sie ist Stewardess und hatte dort einen längeren Aufenthalt. Ich wollte etwas in einem Outdoorgeschäft kaufen. Da viel mir das Fahrrad auf. Es war im Angebot und ich dachte das wäre doch keine schlechte Idee. Ich schlug spontan zu und fuhr dann ein paar Monate durch Alaska. Ja, und heute radle ich jedes Jahr hier bei euch herum.” Bevor wir aufbrechen tauschen wir noch die eine oder andere Geschichte aus. Wir erfahren, dass er ein Gegner von Busch ist und er es sehr bedauert, dass sich sein Land mehr und mehr vom Rest der Welt isoliert. “Ist es nicht schwierig mit einem amerikanischem Pass zu reisen?” interessiert es mich. Wayne zeigt uns sein Geheimnis. “Ich habe zwei Pässe. Meinen britischen Passport verwende ich wenn ich auf reisen bin”, erklärt er schmunzelnd.
Der Radweg verlässt häufig die Donau und führt uns durch kleine Ortschaften und Dörfer. Immer wieder geht es steile Steigungen hinauf. Wir sind gezwungen unsere Lastenträger zu schieben. “Dachte an der Donau geht es immer gerade aus”, meint Tanja. “Dachte ich auch”, antworte ich schnaufend und freue mich nach jedem Hügel auf die Abfahrt. Gegenwind ist seit gestern ein zusätzlicher Bremser und so sind wir bereits nach 20 Kilometer müde. Obwohl jetzt über 600 Kilometer hinter uns liegen verspüren wir nach wie vor starken Muskelkader in den Oberschenkeln. Das bösartige Brennen beim schnellen bergauf Pedalen hat sich zwar auf ein erträgliches Maß reduziert, die allgemeinen Schmerzen jedoch sind geblieben. Wir sind gespannt wie lange es dauert bis sich unsere Muskulatur an den Bewegungsablauf gewöhnt. Tanjas Knieschmerzen haben sich zum Glück wieder gelegt, mein linkes Knie hingegen bereitet mir leider immer noch Probleme. Ich hoffe nicht dass mir der Knorpelschaden einen Strich durch die Rechnung macht.
Nachts juckt es mich in der Armbeuge. Im Lichtstrahl meiner Stirnlampe sehe ich einen winzigen schwarzen Punkt. Ich untersuche den Fleck, kann aber nicht analysieren was es ist. “Ob mich da eine Zecke gebissen hat?” Geht es mir durch den Kopf.