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RED EARTH EXPEDITION - Etappe 2

Erreichen die Zivilisation des weißen Mannes

N 23°44’11.6’’ E 133°52’14.9’’
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    Tag: 168-175 Etappe Zwei

    Sonnenaufgang:
    05:39

    Sonnenuntergang:
    19:12

    Temperatur - Tag (Maximum):
    35 Grad

    Breitengrad:
    23°44’11.6’’

    Längengrad:
    133°52’14.9’’

Alice Springs — 30.11.2001 – 07.12.2001

Alex holt uns am Nachmittag ab. Wir fahren zur Homestead und verlassen somit unsere Jungs. In der Scheune von Alex sortieren wir die restliche Ausrüstung aus. Wir müssen wissen was hier bleibt, was mitkommt und was alles erneuert und ersetzt werden muss. Dunkle Wolken ziehen auf und versprechen Regen. Alex bietet uns ein Bett in einem Wohncontainer an. Da wir so viele Monate unter freiem Himmel geschlafen haben bekommen wir in einem Raum regelrecht Beklemmungen, lehnen sein Angebot dankend ab und verbringen die Nacht in unserem kleinen Palast. Am nächsten Morgen laden wir bei wolkenbruchartigen Regen den Teil der Ausrüstung, den wir noch für die 4000 Kilometer lange Autofahrt nach Wundowie bei Perth benötigen, auf einen kleinen Lastwagen. Nach einem kurzen Frühstück verlassen wir Newhaven Station in Richtung Alice Springs. Obwohl wir nicht laufen müssen ist die Fahrt anstrengend. Wir sind es nicht mehr gewohnt so lange in einem Fahrgastraum eingequetscht zu sein. Am Tilmouth Roadhouse legen wir eine kurze Rast ein und erfreuen uns an dem herrlichen Geschmack eines Eises. Nachmittags erreichen wir Alice Springs und suchen sofort Tony auf der für uns ein Auto bereit hält. Tony ist Jos Neffe, weshalb wir uns sicher sein können nicht über den Tisch gezogen zu werden und das Auto blind und ohne Testfahrt kaufen können. Ich setze mich in den 16 Jahre alten Ford Kombi dessen Tachometer 369 000 Kilometer anzeigt und fahre Alex hinterher. Er zeigt uns den Weg zum einzigen Campingplatz von Alice Springs die auch Hunde akzeptieren. Wir verabschieden uns von unserem äußerst netten und großzügigen Gastgeber. „Meldet euch, wenn ihr in Perth seid. Es ist für mich beruhigend zu wissen, dass ihr heile dort ankommt,“ sagt er noch und fährt davon.

Nachdem wir das Zelt aufgebaut haben fahren wir mit unserer Luxuskarosse in das Stadtzentrum, um Lebensmittel zu kaufen. Im Supermarkt, der 24 Stunden offen hat, werden wir von einem überreichliche Angebot überschüttet. Es fällt uns nicht leicht dieses Kontrastprogramm zu verdauen. Müde aber immer noch glücklich begeben wir uns zum Campingplatz zurück. Wir sitzen unter einer kleinen Palme, trinken Bier und lassen uns das Essen schmecken.

Die Tage hier vergehen wie im Flug. Wir geben unsere Gewehre bei der Polizeistation ab, fordern eine neue Waffenlizenz für Northern Territory an, schlendern durch die schöne Fußgängerzone dieses gemütlichen Touristenortes und bewundern die unzähligen Aboriginegemälde. Das Angebot an Kunstgegenständen und Konsumgütern ist für uns regelrecht überwältigend. Wir genießen die Zeit hier, bringen unseren Ford noch mal zu Tony damit er noch ein paar Kleinigkeiten richtet, sitzen in Kaffees herum, trinken Capuccino, essen Eiskrem und Kuchen. Wir bewundern die Schmuckläden, die wunderschöne Opale in ihren Schaufenstern präsentieren, von denen der teuerste 70 000 Dollar kostet. Viele Aborigines, mehr als wir jemals zuvor gesehen haben, laufen durch die Gassen und Straßen. Sitzen auf den Bänken oder auf dem Betonboden herum. Die Polizei kontrolliert am Abend die Straßen und sammelt die Betrunkenen Aborigines ein die es hier in erschreckender Zahl gibt. Es ist traurig anzusehen wie die einst stolzen Jäger und Sammler ohne Perspektive, ohne Zukunft und ohne Aufgaben in einer Touristenstadt herumhängen die wegen ihnen und ihrer Kultur entstanden ist. Die teuren Gemälde, Musikinstrumente und andere Kunstgüter der ältesten Kultur unserer Erde stehen im krassen Gegensatz zu den jetzt orientierungslosen Menschen für die diese Gegenstände noch vor wenigen Jahrzehnten zum Lebensinhalt gehörten.

Am Abend schüttet es wieder wie aus Eimern. Bevor ich in unser nasses Zelt krieche verspüre ich wieder einmal Lust im Tagebuch unseres treuen Gefährden zu lesen. Seitdem wir unsere Kamele gegen den Ford eingetauscht haben ist es allerdings nicht leicht es zu finden. Unter seinem Schlafsack ist es auf jeden Fall nicht. Ich muss lange suchen, bis mir die Idee kommt unter dem Deckel des Ersatzreifens nachzusehen. Volltreffer, da liegt das abgegriffene Büchlein zwischen dem Rad und dem Deckel.

DAS EXPEDITIONSTAGEBUCH EINES EXPEDITIONHUNDES NAMENS RUFUS

Der Ritt auf Hardie war wirklich kein Vergnügen. Bei einer Affenhitze ging es durch all das stachlige Gras. Mit eisernen Krallen musste ich mich festhalten als es die sandigen Hügel rauf und runter ging. Hardie hat das gar nicht gefallen und ist plötzlich nach vorne oder zur Seite gesprungen. Einmal als ich wieder einer der großen Echsen gesichtet habe ist er ganz unerwartet nach vorne gestürmt und da ist es passiert. Ich konnte mich nicht mehr halten und bin von meinem tollen Sitz auf seinem Nacken und dann auf den Boden gefallen. Bevor Hardie mich treten konnte bin ich blitz schnell zur Seite gesprungen. „Was machst du denn da?“ ,haben mich meine Menschen gefragt. Hatten sie denn nicht gesehen das mich Hardie einfach abgeschüttelt hat? Nun, ich hatte auf jeden Fall genug auf ihm zu reiten und bin auf Sebastian gesprungen. „Ich glaube er ist etwas verwirrt,“ meinte Denis. Menschen soll man verstehen? Ich bin mir sicher das Denis nach solch einem schrecklichen Sturz auch keine Lust mehr gehabt hätte auf Hardie zu reiten. Leider durfte ich mich nicht wehren als er mich wieder auf seinen Sattel gesetzt hat.

Tanja und Denis hatten es wirklich eilig. Irgend etwas lag in der Luft. Ich habe es genau gespürt, nur konnte ich nicht herausfinden was es war. Als sich Max dann plötzlich absetzte und von all den anderen über den Boden gezogen wurde bekam ich es mit der Angst zu tun. Ich war dann doch froh auf Hardie reiten zu können…

Ich habe ja schon immer mitbekommen, wenn Tanja den Camis morgens und abends von Newhaven erzählt hat. „noch drei Lauftage, dann dürft ihr in die großen Ferien. Ihr könnte dann den ganzen Tag herumlaufen und fressen und euch wälzen so viel ihr möchtet… Natürlich fragte ich mich wie denn meine großen Ferien aussehen? Das mit dem Fressen so viel ihr möchtet finde ich schon mal eine feine Sache! Tanja hat mich dann angesehen und gesagt: „Und du Rufus bekommst wieder ein Auto!“ Nun sitze ich da in meinem neuen alten Ford, in dem es nicht so wackelig ist wie auf Hardie. Die Heckklappe ist geöffnet und ich döse im Schatten eines Baumes vor mich hin. Ich finde es fantastisch den ganzen Tag im Auto liegen zu dürfen nur leider muss ich hier ständig an der Kette oder Leine sein. Ich freue mich darauf mir den Fahrtwind bis nach Perth um die Ohren wehen zu lassen. Und noch mehr freue ich mich auf meine Hundefreunde in Wundowie, Simba, Dutches, Moss und Sally. Es gibt wieder viel von meinen Abenteuern zu berichten. Ich stelle mir schon vor wie mich Sally wieder bewundernd durch ihre langen Wimpern ansieht. Es ist ein heldenhaftes Leben als Expeditionshund…

Caravanpark, ein Gefängnis für Rufus

Jeden Abend entladen sich heftige Gewitter über uns. Einmal liegt Tanja komplett im Wasser, weil große Bereiche des Campingplatzes von sintflutartigen Regen überflutet wird. Wir tragen das Zelt unter ein Wellblechdach welches die Camperküche ist und lachen. Wir lachen und freuen uns das uns dieser Regen nichts mehr ausmachen kann. Hier in der Zivilisation ist er nicht gefährlich. Selbst als es so aussieht, unser alter Ford könnte jeden Augenblick absaufen, müssen wir lachen. Was bedeutet Regen, wenn er nicht das Leben bedroht? Der Caravanparkbesitzer freut sich, denn der Regen erspart ihm die Arbeit und Kosten den Rasen zu bewässern. Hier sitze ich nun an einem Campingplatz der für unseren Rufus nichts anderes bedeutet als ein Gefängnis. Er muss den gesamten Tag ohne Ausnahme an seiner Kette sein. Darf nicht mehr frei herumlaufen und sollte dies nur für Sekunden geschehen beschweren sich wachsame Augen sofort bei der Parkleitung. Manche der Menschen sind hier damit beschäftigt sich gegenseitig zu beobachten und zu kontrollieren. Sie weisen sich gegenseitige darauf hin was auf den Schildern steht, streiten sich fürchterlich und einer der Gäste wird sogar rausgeworfen, nachdem ihm eine „ehrliche Christin“ verraten hat das sein Hund nicht an der Kette war. Die Christin weiß nicht das der Hund unseres Nachbarn erst vor drei Tagen von einer 12 Meter hohen Klippe gefallen ist und sich dabei das Hinterbein gebrochen hat. Sie weiß nicht, dass unser Nachbar seinen Hund für 1800 Dollar operieren hat lassen und das arme Tier sich kaum bewegen kann. Da aber die Vorschrift sagt, Hunde müssen immer an der Kette sein, klagt sie den Mann an. Nach einem kurzen Wortgefecht wird die Polizei verständigt, die dann auch noch kommt. „Er hat gesagt er holt die Machete raus,“ beschuldigt sie den Herrn des kranken Hundes. „Habe ich nie gesagt. Ich habe nicht einmal eine Machete“ verteidigt er sich. Die Polizei fährt wieder davon, worauf die Christin mit dem Gast Frieden schließt und ihm zu einem Stück Kuchen einlädt. Trotzdem ist der Gast nicht mehr gerne gesehen und wird am nächsten morgen mit einem weiteren Wortgefecht hinausgeworfen. Nachdem er es nicht schafft nach einer Stunde seine sieben Sachen zu packen erscheint wieder die Polizei, um seinen Abzug zu überwachen.

Am Abend versammeln sich Kinder unter dem Wellblechdach zum Spiel. Mehr kommen dazu und einer bringt seinen Hund mit. Kaum hat der Hund für ungefähr 10 Sekunden den verbotenen Bereich berührt kommt die nette Christin und verscheucht ihn mit mahnendem Zeigefinger und zurechtweisenden Worten. Ja, Ordnung muss schon sein in unserer Welt und Schilder sind da um gelesen und beachtet zu werden, denke ich mir und obwohl wir erst seit wenigen Tagen hier sind beginnt die Sehnsucht nach der Wüste größer und größer zu werden. Es fällt uns nicht leicht mit den unwichtigen Wichtigkeiten der Menschen zu leben. Wir müssen hart an uns arbeiten uns in dieser Welt wieder zurechtzufinden. Sie gehört genauso zu uns wie die Wüste, wie der Busch und die Wildnis.

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