Epilog
N 52°59'36.5'' E 049°49'06.6''Jetzt nach knapp 7.000 Radkilometern sitze ich in meinem Stuhl in dem kleinen Klosterzimmer und blicke wieder aus dem Fenster. Erneut neigt sich eine unserer Reisen dem Ende zu. Und was für eine Reise es war. Schon der Anfang an der Fischerhütte führte uns in eine andere Welt. Die Einladung von Bebe dem Hotelbesitzer und seine sagenhafte Gastfreundschaft lässt noch jetzt unsere Herzen freudig schlagen. Dann die ersten Hügel, die immer größere Hitze, die Nacht bei armen Bauern, das Erreichen des Schwarzen Meeres, die vielen Pferdewägen die uns in eine längst vergessene Zeit entführten, die unangenehme Begegnungen mit den Sinti und Romas, das wunderschöne Donaudelta mit seiner bunten Vogelwelt, der erste Kontakt zu einem Nonnenkloster in Rumänien und dann die liebenswerte Mama Maria die Tanja von oben bis unten durchmassierte. Die Erlebnisse sind geradezu überwältigend. Gerne denke ich an den letzten Abend an der Donau zurück. An die wunderschönen Sonnenuntergänge am Fluss der Flüsse, dem wir so lange gefolgt sind.
Ich denke an unsere anfängliche Angst vor Moldawien und wie es mit seinen bezaubernden Menschen unser Herz mit Liebe angefüllt hat. Soviel Liebe, das es bald übergelaufen wäre. Die sagenhafte Gastfreundschaft eines gesamten Volkes die man mit Worten kaum beschreiben kann. Ich denke an die vielen alten bald museumsreifen Autos, unsere Unterkünfte, an Luda und ihre langsame Tochter Katja die keine Minute ausließ, um sich über die Hitze zu beklagen. Ich denke an die nicht enden wollende Hügellandschaft, an Transnistrien, die korrupten Zollbeamten und der daraus resultierende Aufenthalt beim Kloster Marta si Maria. Nie mehr werden wir die Herzlichkeit von Vater Andrew und seinen Nonnen und Schwestern vergessen. Bis zum Ende meines Lebens werde ich mich daran erinnern wie uns die Menschen dort empfangen haben und wie die Fürsten behandelten. Liebe pur und geballt, soviel das wir bald nicht mehr gegangen wären. Gerne hätten die Nonnen aus mir einen Priester und aus Tanja eine Nonne gemacht, doch unsere Lebensaufgabe ist das Reisen. Ich denke daran wie schwer der Abschied war. An die vielen innigen Umarmungen, die Tränen, die Glückwünsche und die Freundschaft die dort entstanden ist und von Tag zu Tag in unserem Herzen weiter wächst.
Unvergesslich bleibt mir meine Erkenntnis über den Tod, aber auch der gewaltige Verkehr in der Ukraine, der Schmutz, das brennende Plastik, die gefährlichen Kilometer auf der Autobahn, der erste Dauerregen, die Deluxe-Apartments, der Anfang der Gegenwindära und die Halbinsel Krim.
Und dann das gefürchtete Russland. Das größte Land der Erde über das es so viele negative Geschichten gibt. Und? Was ist davon wahr? Nun, nachdem wir 2.000 Kilometer in dem Land zurückgelegt haben können wir sagen das uns die unangenehmen Registrierungen, der Nebel, der extreme Ostwind manchmal bis an unsere Psychischen und physischen Grenzen trieben. Aber Horrorstorys und Alptraumgeschichten können wir Gott sei Dank nicht berichten. Schon der Grenzübergang war einer der freundlichsten und leichtesten für uns. Dann die erste Nacht in einer Gastiniza, der Besuch einer Banja, die uns unaufhörlich zujubelnden Menschen, der Abend mit den usbekischen Gastarbeitern, die vielen Russen die ständig ihre Gaben in meinen Anhänger luden, die Tage bei Babuschka Vala und Deduschka Jurii bei denen wir uns ausruhen und Kraft schöpfen durften. Dann das ehemalige Stalingrad, die Wolga, die ewige Weite. Erlebnisse über Erlebnisse die diese Reise so tiefgründig und wertvoll gemacht haben. Die uns in das Herz Russlands blicken haben lassen. Die uns neugierig gemacht haben. Neugierig mehr von Mütterchen Russland zu erfahren, noch mehr in sein Inneres vorzudringen, Sibirien bis zum Baikalsee für uns zu entdecken. Wir freuen uns darauf nach dem Winter weiterzumachen, weiter durch das endlose Land zu reisen und tiefgehende positive Erfahrungen zu sammeln.