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Abbrechen

Du bringst mich nicht aus der Fassung!

N 23°25’25.8’’ E 140°29’27.7’’

An der Gaspipeline-Camp — 02.10.2002

Meine Erkältung verlagert sich und befällt jeden Tag einen anderen Bereich meines Kopfes. Diese Nacht wird der wichtiger Schlaf häufig von Hustenanfällen unterbrochen. Ich habe ein paar Alpträume und bin am frühen Morgen überrascht, dass die Nacht so kurz war.

1 ½ Stunden nach Sonnenaufgang bewegt sich unsere kleine Expedition wieder an einem Zaun entlang. Laut Karte bringt er uns zu einem Track der uns in die gewünschte Richtung führt. Doch wie es in den letzten Tagen immer häufiger vorkommt ist von dem Weg keine Spur zu entdecken. Es ist durchaus möglich, das der in der Karte eingezeichnete Pfad mittlerweile nicht mehr existiert.

Nach 20 Minuten sind wir gezwungen eine Entscheidung zu treffen. „Entweder wir gehen noch weiter in die falsche Himmelsrichtung oder wir legen diesen Zaun hier nieder,“ meine ich grübelnd. Dann untersuche ich die Zaunpfosten. Jeder Dritte von ihnen ist ein massiver Holzpflock der tief in die Erde gegraben wurde. Ich folge dem Stacheldrahtgeflecht für einige Minuten, um eventuell einen morschen Holzpfahl zu finden. Um für unsere Kamele einen sicheren Übergang zu gewähren muss ich mindestens drei der Pfosten ausgraben. Meine Suche bleibt erfolglos. Bald wütend über die jetzt immer öfter auftauchenden Zaunhindernisse versuche ich einen der Stützposten aus der Erde zu graben. Ich rüttle an ihm, rutsche mit meiner rechten Hand ab und reiße in mein Lieblingshemd von Fjällräven ein Dreieck. „Verdammte Scheiße!“ ,fluche ich ungehalten, jegliche Erziehung in den Staub schleudernd. Nach weiteren fünf Minuten gebe ich völlig verschwitzt meine Arbeit auf. „Wenn ich diesen blöden Zaun umlegen muss benötige ich mindestens eine ¾ Stunde. Lass uns zum Camp zurücklaufen. Es gibt dort in der Nähe ein altes Tor,“ fluche ich laut und würde am liebsten wie Rumpelstilzchen ungehalten auf und abspringen. „Ööööööhhhhhääää,“ jammert Sebastian erschrocken als er seinen Herrn so aufgebracht erlebt. „Ist schon gut mein Junge. Hab keine Angst. Ich bin schon wieder ganz gelassen,“ rede ich beruhigend auf ihn ein.

Eine knappe Stunde später befinden wir uns wieder an dem gleichen Ort den wir heute früh verlassen haben. Da wir dachten der Weg am Zaun entlang währe einfacher, nutzten wir nicht das alte Tor, welches nur unweit von unserem Camp den Weg in die Umzäunung freigibt. Jetzt ziehe ich die Kamele durch das baufällige Gatter und wie üblich folgen wir der Kompassnadel über das vom Regen vergessene Erdreich.

Nach 10 Kilometern taucht vor uns wieder eines der von uns unerwünschten und lästigen Drahthindernisse auf. Geduldig, locker und mit einem listigen Lächeln auf den Lippen, rücke ich ihm mit meinem Leatherman zu Leibe. „Du bringst mich diesmal nicht aus der Fassung. Auch wirst du nicht wie dein Zaunkollege von heute Morgen mein Hemd zerfetzen. Ich lege dich ganz cool und gelassen wie ein lästige Fliege aufs Kreuz,“ spreche ich zu mir selbst, während Tanja auf unsere Jungs aufpasst.
Ich löse die einzelnen Stacheldrähte von den Metallpfosten. Dann wickle ich sie mit einem Stück draht zusammen und befestige die so gebündelten Stränge am unteren Teil eines der Pfeiler. Tanja stellt sich nun auf die andere Seite des Pflocks, etwa 10 Meter weiter, direkt auf das Drahtbündel. „Fertig?“ ,rufe ich. „Ja.“ „Stehst du gut und sicher?“ „Ja, alles klar,“ antwortet sie, worauf ich unsere Jungs nun vorsichtig über das am Boden gepresste Drahtbündel führe. Vorsichtig heben sie ihre Füße und überwinden ohne Zwischenfälle das Hindernis. Bevor wir weiterziehen versetze ich den Zaun wieder in seinen Urzustand.

Am Nachmittag erreichen wir die Springvale No 6 Bore. Obwohl unsere Boys erst gestern reichlich gesoffen haben nutzen wir die Gelegenheit sie hier wieder voll zu tanken. Dann ziehen wir weiter und finden an einem kleinen Seitenarm des Mooraka Creek einen schönen, schattigen Campplatz.

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