Die Mündung
N 45°10'25.6'' E 029°23'31.0''Mit dem Motorboot unseres Pensionsbesitzer flitzen wir über das glänzende Wasser. Wir nähern uns Sulina, der letzten Stadt im Delta. Am Hafen begrüßen uns verrostete Schiffwracks, ein paar völlig zerstörte Fabrikgebäude, und heruntergekommene Wohnhäuser. Bei etwa 33 Grad im Schatten ein trostloser, sehr trockener Anblick. Mittlerweile haben wir uns aber an das Gesicht der Städte in Rumänien gewöhnt. Irgendwie ähneln sie sich alle. Weil Florin keine Lizenz hat, um mit seinem Flitzer ins offene Meer zu fahren, lässt er uns an der Uferpromenade aussteigen. Wir verabreden in 2 ½ Stunden wieder da zu sein. Von hier können wir die Mündung der Donau nicht sehen, also laufen wir der Promenade in Richtung Meer entlang. Ein Zaun am Hafen versperrt uns den Weg, wir schlagen einen Bogen und folgen einer sehr steinigen Straße. Plötzlich endet auch diese im Nichts. Vom Meer und der Mündung ist weit und breit nichts zu erblicken. Tanja und ich sind enttäuscht. Wollten wir doch erleben wie sich der zweite größte Fluss Europas nachdem er 2859 Kilometer durch 19 Staaten geflossen ist ins Schwarze Meer ergießt. Nun stehen wir vor einer staubigen Kuhweide und können dahinter nur einen blauen Streifen ausmachen. “Das ist das Schwarze Meer”, sage ich kleinlaut. “Meinst du die Zeit langt um dorthin zu laufen?”, fragt Tanja. “Glaube nicht. Wäre nicht gut Florin warten zu lassen”, antworte ich. Wir verweilen ein paar Minuten über die mit Kuhfladen übersäte staubige Erdfläche blickend und denken an unsere Reise. An die Städte Ulm, Regensburg und Passau (Deutschland), Linz und Wien (Österreich), Bratislava (Slowakei), Budapest (Ungarn), Belgrad (Serbien) und die vielen kleinen Orte an denen der Fluss der Flüsse mit uns durch- und vorbeigezogen ist. Erinnerungen kommen hoch. Tauchen auf wie kurze Filmsequenzen, wie kurze Bildblitze und verschwinden wieder in den Windungen unseres Gehirns.” Danke für die tollen und tiefgehenden Erlebnisse die du, die Königin der Ströme, uns geschenkt hast”, sage ich leise. Etwas melancholisch drehen wir der Mündung der Donau, unserer Richtungsgeberin der bisherigen Reise den Rücken zu. “Ich bin froh das unsere Reise weitergeht”, sage ich. “Ich auch”, antwortet Tanja mit dem Kopf in Richtung Moldawien nickend.