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RED EARTH EXPEDITION - Etappe 1

Die ersten Tage am Campfeuer

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    Tag: 02-03

Erstes Camp — 13.05.2000 – 14.05.2000

Gleich am Morgen haben wir uns entschieden den geplanten Rasttag auf ein Rastwochenende auszudehnen. Unsere Stimmung ist am absoluten Höhepunkt. Ich nutze die Zeit einige Riemen für Sebastians Sattel zu verlängern, einige Nähte meiner Schuhe zu nähen und andere Kleinigkeiten in Ordnung zu bringen für die ich im Vorbereitungstrubel keine Zeit mehr hatte.

Ich genieße die Arbeit und empfinde sie eher entspannend. Immer wieder lege ich einige trockene Äste aufs Feuer und sehe dann minutenlang den aufsteigenden Rauchfahnen zu, die sich wie ein Schleier über unser gesamtes Camp legen. Es ist überaus angenehm den Duft des verbrennenden Holzes zu riechen. Besonders der vertrocknete Stamm eines Grasbaumes, hier auch unter dem Namen “Black Boy” bekannt, verbreitet einen wunderbaren, fast verführerischen Geruch. Es ist ein nahezu wolkenloser Tag mit Höchsttemperaturen um die 25 Grad. Tom ist vor einer Stunde vorbeigekommen um Jo und uns zu besuchen.

Jo und Tanja erzählen sich Geschichten aus ihrem Leben und sehen von Zeit zu Zeit nach den Kamelen. Den Tieren scheint das Leben im Busch zu gefallen. Unaufhörlich fressen sie an den verschiedensten Büschen oder knabbern an der Rinde der hohen Eukalyptusbäume die uns tagsüber Schatten bieten.

VERNE MELDET SICH

Vor wenigen Stunden ist Tom im Camp angekommen um seine Frau und uns zu besuchen. Wir sitzen um das knisternde Feuer und trinken Tee, als das Klingeln unseres Mobiltelefons die friedliche Stimmung stört. Zur Erklärung muss ich erwähnen, dass wir für einige Freunde und unsere Eltern noch die nächsten zwei Wochen über das Mobiltelefon zu erreichen sind, ehe diese Verbindungsmöglichkeit abbrechen wird. Obwohl ich diesen Teil der Technik eher als störend empfinde, bin ich froh, noch einige Worte mit den uns Vertrauten wechseln zu können und melde mich erwartungsvoll. “Hallo Denis, ich bin es Verne!” höre ich die vertraute Stimme mit einigen kleinen atmosphärischen Unterbrechungen. Im ersten Augenblick bin ich sprachlos. “Mensch Verne, wo steckst du denn,” antworte ich erregt und froh darüber doch noch von ihm zu hören. “Ich war die letzten drei Wochen im Busch und habe für eine Minengesellschaft gearbeitet. Ich habe jetzt die Hälfte des Geldes zusammen und wenn ihr mich noch wollt würde ich bald zu euch kommen.” Antwortet er. Mir ist die Situation sehr unangenehm. Erst meldet er sich bald drei Wochen nicht worauf wir dachten er sei aus unserem Leben verschwunden und plötzlich taucht er wieder auf. Meine Gedanken überschlagen sich. Was soll ich ihm sagen ohne ihn zu stark zu verletzen? “Verne! Da wir von dir kein Lebenszeichen mehr gehört haben dachten wir du wärst einfach verschwunden. Du weißt, dass gerade die ersten Wochen der Expedition äußerst schwer sind und Jo hat deinen Job übernommen. Es tut mir wirklich fürchterlich leid!” Sage ich mit schweren Herzen. “Kein Problem. Ich wünsche euch weiterhin viel Glück.” Höre ich seine Stimme und plötzlich bricht die Leitung ab. Ich bin überrascht wie locker er den Abschied von uns genommen hat und setze mich wieder zu Jo, Tom und Tanja ans Feuer. Wir sprechen noch ein wenig über ihn.

Am Abend kommen Melinda, Phill und die Kinder vorbei. Auch sie freuen sich mit uns über den Beginn unseres Abenteuers und einem Leben dessen Ausgang und Verlauf zu diesem Zeitpunkt absolut ungewiss ist. Wir trinken einige von Phills mitgebrachten Bieren, scherzen und lachen wie vergnügte Kinder.

Sobald die Sonne ihre goldenen Strahlen zurückzieht und die immer länger werdenden Schatten nach uns greifen, wird es kühl. Es dauert nicht lange und der zunehmende Mond wirft das Licht der Nacht über den Eukalyptuswald. Um ca. 21 Uhr begibt sich die Familie Rayn auf den Nachhauseweg und wir kriechen in unsere kuscheligen Schlafsäcke.

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