Die Entscheidung ist gefallen
N 44°26'48.2'' E 026°03'41,6''Geschehnisse vom 05.07.2006
“Ich werde mich hier operieren lassen”, sage ich zu Tanja als sie neben mir erwacht. “Wie kommst du zu dieser Entscheidung?” “Ich kann mich mittlerweile überhaupt nicht mehr bewegen. Nicht mal mehr meinen Kopf nach oben recken und du musst mich schon seit Tagen füttern. Es ist furchtbar. Der Schmerz frisst mich auf. Meine Wade scheint jeden Augenblick zu explodieren und mein Fuß schläft immer mehr ein. Wenn wir jetzt nichts unternehmen brauche ich mich auch nicht mehr in Deutschland operieren lassen. Dann ist es zu spät.” “Meinst du, dass der Nerv abstirbt?”, fragt Tanja mit banger Stimme. “Ja”, antworte ich und muss schrecklich weinen. Tanja streichelt mir über meinen nass geschwitzten Kopf. Auch ihr kullern die Tränen hinab. Kein Wunder. Seit 8 Tagen füttert sie mich, wäscht mich und schiebt mir die Schüssel unter ohne den geringsten Genesungserfolg ihres Patienten zu erkennen. Die Belastung ist auch für sie enorm. Ich möchte nicht an ihrer Stelle sein. Nicht auszudenken, wenn sie in meiner Lage wäre und ich Tanja so pflegen müsste. Wüsste nicht ob ich dieser Herausforderung gewachsen wäre.
“Wir rufen Dr. Weijnen in Deutschland an und fragen ihn ob er sich die Aufnahmen mal ansehen kann. Wenn er meint der Rücken müsste operiert werden haben wir die Bestätigung”, grüble ich laut. “Wie sollen die Aufnahmen so schnell nach Deutschland gelangen?” “Ich bin mir sicher, dass sie Dr. Baltateanu per Email verschicken kann. Ist doch heute kein Problem mehr”, meine ich überzeugt. Sofort schreiten wir zur Tat und rufen Dr. Weijnen in Nürnberg an. Wir haben Glück, er ist in seiner Praxis. Ich erkläre ihm was geschehen ist. Da er mich seit 15 Jahren behandelt und mich gut kennt ist er erstmal erschrocken. “Was haben sie für ein Gefühl zu ihrem Operateur?”, möchte er wissen. “Sehr gut. Wir vertrauten ihm von Beginn an.”, antworte ich durch die Schmerzattacken gequält. “Dann ist er der richtige Arzt für sie. Ich kenne viele unbekannte Operateure die eine fantastische Arbeit leisten. Schicken sie mir die Kernspintomografieaufnahmen. Ich sehe sie mir an und rufe sie unter dieser Nummer zurück”, bietet er uns an. Wir sind erleichtert. “Ein fantastischer Mann dieser Dr. Weijnen. Ein Arzt der in der Notlage auch unendgeldlich hilft”, freue ich mich erleichtert.
Dr. Baltateanu hat nach der Visite versprochen sofort die Aufnahmen nach Deutschland zu schicken und tatsächlich klingelt um ca. 15:00 Uhr das Telefon. “Her Katzer?” “Ja.” “Weijnen, ich habe mir die Aufnahmen angesehen. Die Übertragung hat prima funktioniert. Nun, ich bin der Meinung sie sollten sich auf jeden Fall operieren lassen.” “Sind sie sicher?” “Ja. Wie gesagt ihr Vertrauen zu Dr. Baltateanu ist wichtig. Und das haben sie ja. Außerdem erschien er mir am Telefon als sehr kompetent. Letztendlich kann ich ihnen aber die Entscheidung nicht abnehmen.” “Ja, sie haben Recht. Sie haben uns sehr geholfen.” “Keine Ursache. Ich wünsche ihnen für die Operation viel Glück. Ich halte ihnen die Daumen. Und Herr Katzer?” “Ja?” “Machen sie sich nicht so viele Gedanken. Ich bin mir sicher, dass es ihnen bald wieder sehr gut geht. Nach solchen Operationen sind die Erfolge manchmal wie ein Wunder”, verabschiedet er sich.
Gleich nach dem Telefonat geben wir Dr. Baltateanu grünes Licht für die OP. “Wenn sie wollen werde ich sie morgen von Ihren Schmerzen befreien”, schlägt er vor. “Eine gute Idee”, antwortet Tanja, worauf ich, jetzt wo die Entscheidung gefallen ist, bestätigend mit dem Kopf nicke. “Gut dann sehen wir uns morgen um 15:00 Uhr”, verabschiedet sich auch Dr. Baltateanu mit offenem Lachen.