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Aufgeladen nach Marokko

Das Tor zur Sahara

N 28°58'52.1" W 010°04'23.1"
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    Tag: 16.02.2024

    Tag: 441

    Camp 80

    Land: Marokko

    Ort: Guelmin

    Breitengrad N: 28°58’52.1″

    Längengrad W: 010°04’23.1″

    Tageskilometer: 65 km

    Gesamtkilometer: 11.896 km

    Höhe: 10 Meter

    Temperatur Tag max: 31°

    Temperatur Nacht: 18 °

Wir lassen den Plage Blanche hinter uns und fahren weiter, um die kommende Nacht auf einem Campingplatz in der Nähe der Wüstenstadt Guelmin zu verbringen. Die Route ist malerisch und führt uns durch eine abwechslungsreiche Landschaft mit beeindruckender, teils karger und lebensfeindlich wirkender Natur. Die Strecke umfasst eine Mischung aus Wüstengebieten und den Ausläufern des Anti-Atlas-Gebirges. Ab und zu passieren wir kleine Dörfer und Oasen, die uns einen Einblick in das ländliche Leben der Region gewähren.

Der südliche Bereich von Marokko, insbesondere nahe der Sahara, leidet unter chronischem Regenmangel. Das aride Klima dieser Region führt oft zu weniger als 100 mm Regen pro Jahr. Heiße, trockene Winde aus der Sahara sowie stabile Hochdruckgebiete verhindern zusätzlich die Regenbildung, und das Atlasgebirge blockiert feuchte Luftmassen aus dem Norden und Westen, was den Wassermangel weiter verschärft. Der Klimawandel verstärkt diese Probleme durch erhöhte Temperaturen, die die Verdunstung erhöhen, und unregelmäßige Regenmuster, die den Niederschlag noch seltener machen.

Die Folgen sind gravierend: Wassermangel beeinträchtigt die Landwirtschaft und die Trinkwasserversorgung, fortschreitende Wüstenbildung verschlechtert die Bodenqualität, und viele Menschen wandern aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten ab. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, setzt Marokko auf verschiedene Strategien. Dazu gehören der Bau von Staudämmen und verbesserten Bewässerungssystemen, die Einführung dürreresistenter Pflanzenarten und Initiativen zur Wiederaufforstung und Bekämpfung der Wüstenbildung. Sowohl die marokkanische Regierung als auch internationale Organisationen arbeiten daran, die Lebensbedingungen der Bevölkerung in dieser Region zu verbessern.

Hasan, der Campingplatzbesitzer, hat uns berichtet, dass wir schon heute, am Freitagabend, den berühmtesten Kamelmarkt von ganz Marokko besuchen können, der auch als „Moussem von Tan Tan“ bekannt ist. Das ist der Grund, warum wir auf dem Campingplatz nicht lange verweilten und uns auf den Weg machten, um in die Wüstenstadt Guelmin zu fahren, die auch als „Tor zur Sahara“ bekannt ist. Guelmin befindet sich etwa 200 km südlich von Agadir, nahe der Atlantikküste, und ist mit ca. 120.000 Einwohnern recht überschaubar.

Die Stadt hat eine lange Geschichte als Handelszentrum, die bis in die Antike zurückreicht. Guelmin war einst ein wichtiger Knotenpunkt für Karawanen, die durch die Sahara zogen. Bereits im 11. Jahrhundert war Guelmin ein bedeutender Handelsplatz, insbesondere für den Handel mit Gold, Salz und Sklaven. Diese Karawanenrouten verbanden das subsaharische Afrika mit dem nördlichen Marokko und dem Mittelmeerraum, wodurch Guelmin eine zentrale Rolle im transsaharischen Handel spielte. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich Guelmin weiter als bedeutendes Handelszentrum, besonders im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Die Stadt war ein wichtiges Bindeglied zwischen den marokkanischen Städten und den nomadischen Stämmen der Sahara. Der Kamelmarkt, der heute noch eine zentrale Attraktion ist, hat seine Wurzeln in dieser langen Geschichte des Handels und der Interaktion zwischen verschiedenen Kulturen und Regionen.

Guelmin bleibt bis heute ein bedeutendes Handelszentrum, das sowohl traditionelle als auch moderne Aspekte des Handels verbindet. Die Stadt ist für ihren wöchentlichen Tiermarkt bekannt, der Händler und Besucher aus der gesamten Region anzieht und somit die historische Bedeutung von Guelmin als Handelsdrehscheibe unterstreicht. Als wir am Kamelmarkt ankommen, packen die Händler bereits zusammen. Offensichtlich sind wir zu spät dran und bemühen uns, zumindest noch einen kleinen Einblick in einen der größten und bekanntesten Tiermärkte Marokkos zu erhaschen. Der Markt findet normalerweise wöchentlich am Samstag statt, doch viele Händler kommen bereits freitags an, um ihre Tiere anzubieten.

Da auf dem Tiermarkt nicht mehr viel zu sehen ist, suchen wir den Gemüsemarkt auf, der typischerweise gleichzeitig neben dem Tiermarkt stattfindet. Er ist bekannt für seine Vielfalt an frischen Produkten und zieht sowohl Einheimische als auch Besucher an, die das geschäftige Treiben und die bunten Angebote erleben möchten. Hier findet man eine Fülle an lokalen Gemüsesorten sowie Obst, andere landwirtschaftliche Produkte und eine Vielzahl an Gewürzen, die für die marokkanische Küche unverzichtbar sind. Angeboten werden unter anderem frisches Korianderkraut, Kreuzkümmel in gemahlener und ganzer Form, Paprika als gemahlenes Gewürz oder in getrockneter Form, frische oder gemahlene Kurkuma, Ingwer, Zimt in Stangen oder gemahlen sowie Safran in kleinen Mengen für Farbe und Geschmack. Diese Gewürze werden von spezialisierten Händlern direkt von Bauern aus der Umgebung angeboten und tragen zur Vielfalt und Authentizität der kulinarischen Szene bei.

Die Atmosphäre ist normalerweise lebendig und voller Farben, was diese Märkte zu einem wichtigen sozialen und wirtschaftlichen Zentrum in der Region macht. Allerdings ist zu dieser Stunde nicht mehr allzu viel davon zu sehen, da die meisten Händler auch hier ihre Stände bereits zusammenpacken. Wir entscheiden uns, die Nacht auf dem großen Parkplatz neben den beiden Märkten zu verbringen, um am Morgen mit dem Sonnenaufgang den Tiermarkt in seiner pulsierenden Lebendigkeit zu erleben. Mittlerweile sind wir nicht mehr allein. Eine beträchtliche Anzahl von Wohnmobilisten hat ebenfalls die Nacht hier verbracht, um die frühen Morgenstunden für einen Besuch des Tiermarkts zu nutzen.

Der Tiermarkt in Guelmin, auch bekannt als „Souk El Hed,“ ist ein wichtiger Knotenpunkt für den Viehhandel und einer der größten und bekanntesten Tiermärkte in Marokko.

Er ist ein zentraler Treffpunkt für Händler, Bauern und Besucher aus der ganzen Region sowie aus angrenzenden Ländern. Neben Kamelen werden auf dem Markt auch andere Tiere wie Schafe, Ziegen, Rinder und Esel gehandelt. Die Vielfalt der angebotenen Tiere macht den Markt zu einem besonderen Ort in Marokko. Er ist nicht nur ein Handelsplatz, sondern auch ein bedeutender sozialer Treffpunkt. Menschen kommen zusammen, um Geschäfte zu machen, Neuigkeiten auszutauschen und soziale Kontakte zu pflegen. Es ist ein Ort, an dem Traditionen und kulturelle Bräuche lebendig gehalten werden, und der Marktbesuch ist oft ein festlicher Anlass.

Darüber hinaus gibt es zahlreiche Stände, an denen lokale Produkte, Handwerkswaren und Lebensmittel verkauft werden. Dies umfasst traditionelle marokkanische Handwerkskunst, wie Teppiche, Töpferwaren und Schmuck, sowie regionale Spezialitäten wie Gewürze, getrocknete Früchte und Honig. Diese Mischung aus Viehhandel und Warenverkauf verleiht dem Markt eine lebhafte und bunte Atmosphäre.

Mit den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts und dem damit einhergehenden Klimawandel steht der Tierhandel in Marokko vor Veränderungen. Es gibt Bestrebungen, nachhaltigere Praktiken einzuführen und die Bedingungen für Tiere zu verbessern, um den traditionellen Handel in Einklang mit zeitgemäßen Tierschutzstandards zu bringen. Es gibt besorgniserregende Berichte und Bedenken über Tierquälerei auf einigen Tiermärkten in Marokko, einschließlich des bekannten Marktes hier in Guelmin. Diese Märkte ziehen viele Händler und Käufer an, was oft zu schwierigen Bedingungen für die Tiere führt.

Zu den häufigsten Problemen gehört die Überfüllung. Tiere werden oft in beengten und überfüllten Gehegen gehalten, was nicht nur Stress, sondern auch Verletzungen verursachen kann. In solchen Umgebungen ist es schwierig, den Tieren den nötigen Raum und Komfort zu bieten, was ihre Lebensqualität erheblich beeinträchtigt. Ein weiteres großes Problem ist der Mangel an Wasser und Nahrung. Es gibt zahlreiche Berichte, dass Tiere manchmal über längere Zeiträume nicht ausreichend mit Wasser und Nahrung versorgt werden, insbesondere während der langen Marktzeiten. Dies führt zu Dehydration und Unterernährung, was die Gesundheit der Tiere stark beeinträchtigen kann.

Auch die Transportbedingungen der Tiere lassen oft zu wünschen übrig. Der Transport zum und vom Markt erfolgt nicht immer unter optimalen Bedingungen, was zusätzlichen Stress und Gesundheitsprobleme für die Tiere verursachen kann. Häufig werden Tiere auf engstem Raum zusammengepfercht, ohne ausreichende Belüftung oder Pausen, was zu weiteren Belastungen führt. Ein besonders schwerwiegendes Problem ist die unsachgemäße Behandlung der Tiere, was zu Verletzungen und unnötigem Leid führt. Dies kann Schläge, dilettantischen Umgang und das Fehlen einer tierärztlichen Versorgung umfassen. Solche Praktiken sind nicht nur grausam, sondern auch gesetzlich verboten, doch die Durchsetzung der Tierschutzgesetze lässt oft zu wünschen übrig.

Angesichts dieser Missstände setzen sich Tierschutzorganisationen und Aktivisten verstärkt für bessere Bedingungen und strengere Kontrollen auf den Tiermärkten ein. Sie bemühen sich, das Bewusstsein für Tierschutz zu erhöhen und Maßnahmen zur Verbesserung der Tierhaltung und -behandlung zu implementieren. Diese Initiativen umfassen Aufklärungskampagnen, Lobbyarbeit für strengere Gesetze und die Förderung von Best Practices im Umgang mit Tieren. Die Regierung und lokale Behörden stehen unter zunehmendem Druck, die bestehenden Tierschutzgesetze strenger durchzusetzen und die Situation auf den Märkten zu verbessern. Es gibt Forderungen nach regelmäßigen Inspektionen, Sanktionen für Misshandlungen und bessere Schulungen für Händler und Transporteuren. Ziel ist es, die Lebensbedingungen der Tiere zu verbessern und sicherzustellen, dass sie mit dem Respekt und der Fürsorge behandelt werden, die sie verdienen.

Guelmin liegt strategisch günstig an den alten Karawanenwegen durch die Sahara und hat daher eine lange Tradition im Kamelhandel. Diese Tiere sind für die Einheimischen nicht nur Lastentiere, sondern liefern auch Milch und Fleisch, die wichtige Nahrungsquellen für die Menschen in den Wüstenregionen darstellen. Für die Berber und andere nomadische Stämme sind Kamele lebenswichtig. Sie symbolisieren Reichtum und Status und sind ein integraler Bestandteil der nomadischen Kultur. Außerdem spielen sie eine wichtige Rolle in verschiedenen kulturellen und religiösen Festen. Die Händler sind oft erfahrene Kamelzüchter, die über Generationen hinweg in diesem Geschäft tätig sind. Sie bringen ihre Tiere von weither, manchmal über Hunderte von Kilometern, um sie auf dem Markt anzubieten.

Einer der Händler erzählt uns, dass man in Marokko auch wertvolle und prestigeträchtige Rennkamele erwerben kann. Die Preise variieren stark je nach Abstammung, Trainingsstand und Rennerfolgen. Kamele aus bekannten und erfolgreichen Zuchtlinien, gut trainierte Tiere im besten Alter und solche mit nachgewiesenen Rennerfolgen können mehrere zehntausend bis Hunderttausende von US-Dollar kosten. Abhängig von aktuellen Marktfaktoren und der individuellen Nachfrage können besonders begehrte Tiere sogar noch höhere Preise erzielen. Wie bereits in früheren Videos erwähnt, haben Tanja und ich während unserer 33-jährigen Reise fast 12.000 Kilometer mit Kamelen zurückgelegt. Dies ist einer der Gründe, warum wir eine besondere Liebe zu diesen Tieren empfinden und eine starke Bindung zu ihnen haben.

Nach Monaten in den endlosen Weiten der Wüste sehnen wir uns nun nach Sidi Ifni, einer zauberhaften Stadt an Marokkos Atlantikküste. Hier verschmelzen marokkanische Traditionen mit der romantischen spanischen Kolonialarchitektur, die sich in den weißen Gebäuden mit ihren blauen Fensterläden widerspiegelt. Die sanften Sandstrände locken uns für einige Tage in ein mediterranes Paradies, wo wir die entspannte Atmosphäre und das milde Klima genießen möchten…

Hier der Link zum Video:

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