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Das geheimnisvolle Min Min Licht

N 23°21’57.7’’ E 139°39’17.9’’

Marion Downs-Camp — 07.09.2002

Bevor wir mit unserer Arbeit beginnen, wollen wir uns erst mal ein paar Tage ausruhen. Leanne und Robert laden uns auch zum Frühstück und Mittagessen ein. „Fühlt euch wie Zuhause. Wann immer ihr Hunger verspürt, kommt einfach zur Küche und nehmt euch auf was ihr Lust habt. Seid bitte nicht scheu. Hier ist das Kühlhaus,“ sagt Leanne die Tür öffnend und deutet auf Eiscreme, Kuchen, frisches Obst, frischen Salat und vieles mehr.

Da heute Samstag ist und Robert die letzten drei Wochen durchgehend arbeitete, hat er sich vorgenommen dieses Wochenende frei zu nehmen. Das ist der Grund warum wir uns nahezu ohne Unterbrechung unterhalten, bis die Sonne untergeht.

Es ist schon seit einiger Zeit dunkel als wir auf ein weiteres, sehr interessantes Thema stoßen. „Habt ihr eigentlich schon mal von dem Min Min Licht gehört?“ ,fragt Leanne. „Ja, ein Mate von uns hat uns mal davon erzählt. Seine Eltern besaßen eine Schafsfarm irgendwo in Queensland. Er und sein Vater haben den ganzen Tag bis in die Nacht hart gearbeitet. Plötzlich bemerkten sie ein Licht. Es sah aus wie eine Lichtkugel, die in einem Abstand von vielleicht einem Kilometer, dicht über dem Boden hin und her flog. Er sagte, das in der Richtung, in der das Licht erschien, nichts außer Buschland war. Keine menschliche Zivilisation, keine Straßen oder Wege gab es dort. Es war absolut klar, dass diese Lichterscheinung nicht mit Menschen in Verbindung zu bringen war und trotzdem beobachteten sie den Lichtball der unentwegt hin und her flog. Nach einer Weile raste dieser in ihre Nähe, bis sie glaubten von ihm verfolgt zu werden. Letztendlich bekamen sie es mit der Angst zu tun und sind Hals über Kopf Nachhause gefahren,“ erzähle ich die kurze Geschichte.

„Wisst ihr das ihr hier im Zentrum des Min Min Lichtes seid?“ „Nein, habe ich nicht gewusst,“ antworte ich neugierig geworden. „Habt ihr schon mal eines gesehen?“ „Ja, ich bin mal von einem verfolgt worden. Robert glaubt mir die Geschichte nicht aber es war zweifellos ein Licht was mich verfolgt hat. Erst dachte ich es ist ein Ufo aber es könnte durchaus ein Min Min gewesen sein. Ich war auf dem Weg nach Hause als ich plötzlich das Licht neben mir sah. Ich habe mich gewundert, denn neben mir gab es keine Straße. Dann hielt ich an, um den seltsamen Geländewagen vorbeifahren zu lassen. Es konnte ja  nur ein Geländewagen sein der da mitten in der Nacht durch den Busch braust. Als ich anhielt stoppte das Licht auch. Mein Gott, ich habe vielleicht einen Schrecken bekommen.“ „Was hast du dann gemacht?“ ,fordere ich sie zum Weitererzählen auf. „Ich habe Gas gegeben. Bin wie ein Rennfahrer über die Straße gebrochen. Das Licht hat mich jetzt plötzlich verfolgt. Egal wie schnell ich fuhr, es war immer da. Es hing direkt hinter meinem Auto. Es war für lange Zeit da bis es urplötzlich verschwand. Ich erzählte Robert davon, doch erglaubte mir nicht. Am nächsten Tag las ich in der Zeitung, das mehrere Menschen in der gleichen Gegend ebenfalls das Licht gesehen haben. Ein Mann hat davon berichtet, dass der große runde Lichtball lange Zeit über seinem Haus stand.“

„Ist ja eine spannende Geschichte. Habt ihr hier auf der Station schon mal ein Min Min Licht gesehen?“ „Ja, gleich hinter eurem Haus gibt es eines. Eine Freundin hat es von der Terrasse nahezu jede Nacht beobachtet. Es erglüht in den verschiedensten Farben und verschwindet dann urplötzlich. Wenn ihr Lust habt können wir ja mal rüberlaufen. Vielleicht ist es ja wieder da,“ meint Robert. „Oh ja, gerne,“ antworten wir.

Ein funkelndes, helles Licht, östlich von unserem Haus, strahlt über dem Horizont. „Da ist es. Wir wissen zwar nicht ob es wirklich ein Min Min Licht ist aber es sieht sehr seltsam aus. Schaut wie es die Farbe wechselt,“ meint er. Gebannt beobachten wir wie es von weiß ins Gelbliche übergeht um dann in einem eigenwilligen Blau aufzublinken. „Ich weiß nicht, irgendwie kommt mir das Licht bekannt vor. Ich bin mir sicher, das es kein Stern ist, aber ich habe es schon seit Wochen an der gleichen Stelle gesehen,“ sage ich. „Was soll es denn sein?“ ,fragt Leanne. „Ich weiß nicht,“ antworte ich grübelnd, bis ich mir sicher bin, dass es die amerikanische, russische Raumstation ist, die wir dort sehen.

Dean von Huckitta Station hat mich auf diesen Stern aufmerksam gemacht. Er erzählte mir von der Raumstation und davon, dass sie durch ihr helles, fast gleißendes Licht, ganz klar von allen Sternen zu unterscheiden ist. „Wenn sich die Raumstation durch die Erdumdrehung dem Horizont nähert und kurz vor dem Untergehen ist, wird das reflektierende Sonnenlicht in unterschiedlichen Winkeln auf die Erdoberfläche geworfen. Die Staubschichten und unsere Atmosphäre lässt die Lichtrefflektionen in verschiedenen Farben aufleuchten,“ erklärte er mir.

„Wahrscheinlich hat er recht. Für ein Min Min kommt es zu regelmäßig,“ sagt Robert. Wir bleiben noch eine ganze Weile stehen. Es nähert sich immer mehr der nächtlichen Horizontlinie, bis es um 21:42 plötzlich verschwindet.

„Wollt ihr morgen mit nach Boulia? Dort haben wir ein Min Min Center. Es ist gut gemacht und bestimmt interessant,“ fragen uns unsere Gastgeber. „Gerne,“ antworten wir und freuen uns nach der langen Einsamkeit auf einen Ausflug in die nahe Stadt.

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