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TESTFAHRT NORWEGEN & RUSSISCH POLARKREIS - 2019

Bei den Wikingern

N 68°14’48.0’’ E 013°45’37.6’’
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    Datum: 20.07. 2019

    Tag: 14

    Land: Norwegen

    Ort: Parkplatz Museum

    Tageskilometer: 241 km

    Gesamtkilometer: 3322 km

    Luftlinie: 113

    Durchschn. Geschwindigkeit: 55 kmh

    Fahrzeit: 8 Std.

    Bodenbeschaffenheit: Asphalt

    Maximale Höhe: 400 m

    Sonnenaufgang: 01:31 Uhr

    Sonnenuntergang: Keinen Untergang

    Temperatur Tag max: 18°

    Temperatur Tag min: 15°

    Temperatur Nacht: 11°

    Aufbruch: 10:00 Uhr

    Ankunftszeit: 18:00 Uhr


LINK ZUR REISEROUTE
Nachdem die Sonne an diesem Breitengrad, zu dieser Jahreszeit, nicht mehr untergeht, wache ich schon bald auf. Ich verlasse mit Ajachi die Terra und beginne wie jeden Morgen mit meinem Yogym, (Kombination aus Rückengymnastik und Yoga). Auch heute umgibt mich wieder eine Bilderbuchlandschaft die mich unaufhörlich daran erinnert, warum Norwegen sich in den letzten Jahrzehnten zu einem sehr beliebten Reiseland entwickelt hat. Ein Teppich aus Schäfchenwolken zieht sich über die uns umgebenden, teils bewachsenen Berge. Unmittelbar neben mir fällt das Plateau, auf dem wir genächtigt haben, steil ab und endet an einem dunkelblauen See. Ein naher kleiner Wasserfall wirft sein Plätschern zu uns herauf. Vögel zwitschern ihre Lieder im Chor. Eine frische Brise schleicht sich die Bergflanke zu uns nach oben. „Ich glaube, es wird bald regnen“, sage ich zu meinem Hund, der aufmerksam jede meiner Liegestütze beobachtet. „Noch mindestens 10 mehr“, jault er mir auffordernd zu. „Ist schon gut mein Junge“, antworte ich schnaufend.

“Was meinst Du? Sollen wir Lofoten besuchen?“, frage ich Tanja, nachdem ich wieder in der leicht beheizten Terra bin. „Schaffen wir es dann trotzdem noch rechtzeitig zum Nordkap?“ „Klar, wir liegen ganz gut in der Zeit“, antworte ich. „Na dann auf zu den Inseln“, sagt sie. „Okay, wenn wir die Fähre erwischen wollen, sollten wir diesen traumhaften Ort so schnell als möglich verlassen. Wir können ja auf dem Schiff frühstücken“, mahne ich uns zur Eile.

Ca 100 Kilometer weiter rollt unser Offroader für 686 Kronen (ca. 70,-€) als erstes Fahrzeug auf das Fährschiff. Ich ziehe die Handbremse und schließe nach Vorschrift den Hahn am Gastank. Dann steigen wir die Stufen zum Oberdeck hoch. Kaum hat die mit Gas betriebene Fähre abgelegt bläht uns ein frischer Wind entgegen. Spitze, nackte und raue Bergrücken erstrecken sich aus einer dunkelblauen See. Die morgendlichen Schäfchenwolken sind wie die sprichwörtlichen Wölfe im Schafspelz. Plötzlich haben sie sich verdichtet, bilden Kränze um die Bergflanken und sehen zunehmend bedrohlicher auf. Als die ersten Regentropfen auf das Deck treffen verziehen wir uns ins Schiffsinnere und beobachten den drastischen Wetterwechsel durch die großen Glasscheiben.

Auf Lofoten, übersetzt Luchsfuß, angekommen, werden wir von tiefliegendem Nebel empfangen. Wenn wir dachten auf dem Festland sei der Wohnmobilverkehr teils hektisch und gefährlich, dann ist er hier geradezu erbarmungslos. Viele der Urlauber statten offensichtlich den Inseln einen Besuch ab. Trotz des Nebels fahren manche von ihnen wie die Verrückten. Nicht nur einmal werde ich an schmalen Straßenpassagen gezwungen in die Eisen zu steigen und unser schweres Gefährt so weit wie nur möglich an den rechten Straßenrand zu drücken. Es ist verwunderlich, sollte man doch meinen jeder der Fahrer möchte seinen Beifahrer und Familie heile wieder Nachhause bringen. Mit der nötigen Vorsicht fahren wir durch eine beeindruckende Welt die sich aus 80 Inseln zusammensetzt. Die Inselgruppe liegt zwischen dem 67. Und 68. Breitengrad, ca. 100 bis 300 Kilometer nördlich des Polarkreises im Atlantik und wird von nur 24.000 Menschen bewohnt. Die einzelnen Inseln sind durch geradezu futuristisch, absolut fantastische Brückenkonstruktionen und Tunnel miteinander verbunden. „Unglaublich“, staunt Tanja als uns wieder einmal eine der bizarren und zugleich anmutigen, hohen Brücke über einen der Fjorde und Meerengen trägt. Kaum liegt das architektonische Meisterwerk hinter uns reduziert sich die zweibahnige Straße auf eine Spur. Ein gähnendes Loch verschluckt die Fahrbahn. In einer Röhre geht es nach unten, immer tiefer, bis wir uns unterm Meer befinden. Es tropft von der felsigen Decke, die rauen Wände glitzern im Abblendlicht. Plötzlich wird es stockfinster. Die Beleuchtung scheint in diesem Bereich des Tunnels ausgefallen zu sein. „Jetzt!“, rufe ich. Damit ich meine Hände nicht vom Steuer nehmen muss, legt Tanja den Schalter für unsere Zusatz-LED-Front-Strahler um. Ein gleißender Lichtstrahl verdrängt die Dunkelheit vor uns. „Hoffentlich kommt uns hier keiner entgegen“, sagt Tanja, ihre Hand am Schalter, um bei Gegenverkehr die Zusatzstrahler sofort wieder auszuschalten. Dann, wie bei einem Spuk, geht die Beleuchtung wieder an. Als uns der stollenartige Tunnel, einer der über 900 Verkehrstunnel in Norwegens, an seinem Ende wieder ausspuckt, empfängt uns eine graue Nebelwand, die sich geisterhaft über die faszinierende Bergwelt schleicht.

 

„Puhh“, stöhne ich. „Kann bald nicht mehr“, sage ich, nachdem wir schon 8 Stunden, ohne erwähnenswerte Pause, von Insel zu Insel fahren. „Nicht zu glauben, dass man hier keinen freien Stellplatz für die Nacht findet“, meine ich. Klar, wir könnten auch auf einen der Campingplätze unterkommen, aber warum besitzen wir ein absolutes autonomes Expeditionsfahrzeug? Nur um damit auf einem gewöhnlichen Campplatz die Nacht zu verbringen? Das kann nicht sein, lässt mein Abenteuerherz einfach nicht zu. „Schau mal das interessante Gebäude dort oben auf dem Hügel“, unterbricht Tanja meine Gedanken. „Wow, der Hammer. Lass uns das mal von Näher ansehen“, sage ich und setze den Blinker.


Völlig unerwartet befinden wir uns auf dem Parkplatz unterhalb eines rekonstruierten Langhauses der Wikinger das im 5. oder 6. Jahrhundert erbaut wurde. Auf einer Informationstafel lesen wir das es damals 83 m lang, zwischen 7,50 und 9 m breit war und die Hälfte als Stallung genutzt wurde. Unsere Suche nach einem Stellplatz für die Nacht hat uns zur berühmten Ausgrabungsstätte Borg auf der Insel Vestvågøy geführt. Hier hat man in den 1980er Jahren eine Siedlung ausgegraben, die vom 2. Jahrhundert n. Chr. bis zur großen Pestwlle im 15. Jahrhundert bestand. Untersuchungen von Feuerstellen zeigten menschliche Anwesenheit seit der Zeitenwende. In der Winkingerzeit (793–1066 n. Chr.) bestanden dort mindestens 115 Höfe mit 1.800 Bewohnern. „Das müssen wir uns ansehen“, sage ich begeistert, parken unsere Terra Love auf einen abgelegenen Teil des Besucherparkplatzes und stapfen den Hügel zum Vikingermuseum hoch. „Sie haben noch eine Stunde bis wir schließen“, sagt das Mädchen an der Kasse. Eilig betreten wir das rekonstruierte Langhaus des einst mächtigen Häuptlings, der hier mit seiner Frau und seinem Klan lebte. Kaum haben wir das Langhaus, auch Halle genannt, betreten, befinden wir uns in der Welt der Wikinger die auf der Suche nach Ruhm, Reichtum und Abenteuer durch ihre ufernahen Raubzüge bekannt wurden. „Denke, wir sollten dort unten auf dem Parkplatz nächtigen und morgen, in aller Frühe, wieder herkommen“, schlage ich vor, da wir nur einen Bruchteil des historischen Ortes sehen konnten. „Gute Idee“, sagt Tanja, worauf wir das Langhaus verlassen, um einen weiteren Abend in unserem mobilen Heim zu verbringen…

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