Auf der Fähre
N 45°10'25.6'' E 029°23'31.0''Nachdem die Aufzeichnungen der letzten Erlebnisse im Kasten sind freuen wir uns auf das Donaudelta. Wir rollen mit unseren Rädern auf der Promenade von Tulcea und suchen die Fähre. Tanja hat in den letzten Tagen alles organisiert und sogar mit einem Offizier des Fährschiffes gesprochen. Wir dürfen unser Hab und Gut noch vor dem Massenansturm verladen. “Da vorne ist sie”, zeigt Tanja auf ein betagtes Schiff. Wir bahnen uns einen Weg durch Menschen, Autos, Busse und Kleinlaster. Es gibt keinen Platz um unserer Räder zu parken. Das Gewusel ist perfekt. Nur keine Hektik aufkommen lassen. Eine wartende Menschengruppe räumt uns freundlicher Weise ein wenig Platz ein. Wir lehnen die Bikes gegen ein Stück Stahlgeländer. “Ich gehe mal den Mann von der Besatzung suchen”, sagt Tanja und verschwindet im Gewimmel. Aufmerksam bewache ich in der Zwischenzeit unsere Ausrüstung. Passagiere finden sich ein und bestaunen verhalten die Räder. Kinder deuten darauf. Ihre Väter verbieten es ihnen sie mit den Fingern zu untersuchen. Endlich kommt Tanja wieder. “Dieser Herr wird uns helfen alles an Bord zu bringen”, sagt sie und stellt mir den freundlichen, englisch sprechenden Postmann der Fähre vor. Während jetzt Tanja als Wache zurück bleibt schleppe ich mit dem Postmann mein Rad die steilen Treppen hinunter. Ächzend heben wir das mit allen Taschen behängte Gefährd über Gänge und Stufen. Dann arbeiten wir uns durch ein weiteres Boot, welches vor unserem liegt. Als wir uns auf der Banat (so heißt dieser Kahn) befinden, sagt der Postmann laut schnaufend: “Wir bringen die Räder auf das Vorschiff. Dort ist der einzige Platz.” Nun müssen wir mein gepeinigtes Tretross an Stahlwinden vorbeiquetschen. Die Ortliebtaschen und der Inhalt scheinen aufzustöhnen bis wir das riese und müller endlich auf dem Vorschiff haben. Ich stelle es an die Schiffsglocke neben unendlich viel anderen Kram der dort bereits verladen ist. Weil die Fähre die einzige Verbindung zu den Dörfern im Delta und zur Mündungsstadt Sulina ist, wird sie bis zum bersten mit allem geladen was die Menschen dort zum leben benötigen. Um die Anhänger und Tanjas Drahtesel zu holen müssen wir jetzt mein Rad mit allen Taschen unbeaufsichtigt zurücklassen. Ich sehe in die Runde der hier wartenden Männer, die ebenfalls auf ihre Sachen aufpassen und kann nur beten, dass sich kein Dieb unter ihnen befindet. Schnell eilen wir zu Tanja zurück und holen die Anhänger die wiederum einen Winkel in einem schmalen Gang bekommen. Tanja zerrt ihr Bike inzwischen aufs Vordeck. Erleichtert sitzen wir dann vor unserem noch vollständigen Besitz. “Puh, war ein hartes Stück Arbeit”, puste ich erleichtert.
Die Panat legt pünktlich ab. Nachdem wir der Donau von Deutschland bis hierher gefolgt sind freuen wir uns darauf den Ort zusehen wo sie sich mit dem Schwarzen Meer vereint. Wir folgen einem der drei breiten Mündungsarme der in diesem Fall als Kanal ausgebaut und teilweise begradigt wurde. Auch hier haben die Menschen der Natur ihren Stempel aufgedrückt. Kleine Motorboote brausen vorbei, Fischerboote liegen in großer Zahl am Ufer, Kinder springen johlend von Anlegestegen ins kühlende Nass und viele Menschen gehen dem rumänischen Nationalsport, dem Angeln nach.
Wir genießen die Fahrt auf dem luftigen Vorschiff während sich die Menschenmassen im Inneren oder auf dem Oberdeck der Banat befinden. Nach bald vier Stunden legen wir am Ufer des 600 Seelen Dorfes Crisan an. Von hier wollen wir ein paar Exkursionen ins weit verzweigte Delta unternehmen, um Vögel und Natur zu erleben. Wir suchen uns eine der zahlreichen privaten kleinen Pensionen und lassen den Tag ausklingen.