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Abbrechen

Das Steinmeer gleicht einer toten Wüste

N 23°27’05.3’’ E 138°58’14.3’’

Stein-Wüsten-Camp — 03.09.2002

Nur mit einer kurzen Unterhose und einem dünnen T-Shirt begleitet liege ich auf meinem Campbett. Starke Windböen blasen stoßweise über unseren Schlafhügel und feiner Sand rieselt auf uns. Ich reibe ihn mir aus den Augen und versuche zu schlafen, doch der Wind neckt mich unaufhörlich. Er bläst mir ins Haar und lässt die eine oder andere Haarsträhne ständig über mein Gesicht kitzeln. Es ist bald zum verzweifeln. Eine Mütze kann ich bei der Hitze unmöglich aufsetzen. Mich in den Schlafsack zurückziehen würde bedeuten die Gefahr in Kauf zu nehmen an einem Hitzschlag einzugehen. Und die Haare in einem Zopf zu bändigen funktioniert nur bedingt, da immer ein paar der vorwitzigen Dinger herausrutschen. Also liege ich da und streife alle paar Minuten die Haarsträhnen mit der Hand aus meinem Gesicht. „Ich muss mir einen Bomber schneiden,“ denke ich laut als der Wind wieder und wieder feine Haare übers Gesicht wedeln lässt. Obwohl mir bewusst ist, dass ich mich in diesem Moment von einer lächerlichen Situation ärgern lasse, treibt sie mich bald zum Wahnsinn. Tagsüber kitzeln uns unaufhörlich die Fliegen, abends die Motten und jetzt meine Haare. Mein Gott, es wird Zeit für ein paar ruhige Minuten, in unserem Leben.

Um 4:00 Uhr ist für uns die Nacht zu Ende. In gewohnter Prozedur frühstücken wir und packen unsere Habseligkeiten zusammen. Da wir ab heute unsere Uhren auf Queenslandzeit umstellen, gewinnen wir eine halbe Stunde. Ich bin in der Lage fast alle Kamele vor dem Sonnenaufgang zu laden.

Um 7:40 gebe ich das Kommando zum Aufbruch. Wolken verdecken seit Monaten das erste Mal die Sonne. Die Temperaturen sind mit 23° Grad noch angenehm. Wir laufen mit großen Schritten über den ausgetrockneten See und sind uns der freudigen Tatsache bewusst, all unsere Kamele hinter uns zu wissen. Obwohl wir nur fünf Tage in dem Camp am Kalabarkaloo verbrachten, kommt es uns so vor als wären wir dort eine Ewigkeit gewesen. Nach den Erlebnissen der letzten Tage fühlt sich das Gehen wie ein Befreiungsschlag an. Auch unsere Jungs scheinen es zu genießen wieder unterwegs zu sein. Nach einer Stunde treffen wir auf einen Track der uns in Richtung Norden leitet. Die karge Landschaft ist beeindruckend. Der Weg windet sich durch ein endloses Meer aus Steinen. An einem alten Zaun verlassen wir den Track und biegen wieder nach Osten ab. Wir folgen einem Rindertrack der sich im Geröll verliert. Die Sonne gewinnt wieder ihre Vorherrschaft und hat alle Wolken zurückgedrängt. Es ist schwülheiß. Im Norden erhebt sich Mount Whelan. Mittlerweile stolpern wir über eine Steinfläche die sich bis zum Horizont hinzieht. Wir müssen sehr darauf achten nicht unsere Knöchel zu verknacksen. Auch die Kamele suchen sich bedacht jeden Schritt. Das Steinmeer, welches wir jetzt überqueren, gleicht einer toten Wüste, einer Landschaft die keine Fehler verzeiht.

Gegen Mittag treffen wir an den Grenzzaun von Marion Down Station. Es dauert nur eine knappe halbe Stunde, um die Drähte zu lösen, die Karawane darüber zu ziehen und die Drähte wieder an den Pfosten zu befestigen.

Nach 30 Laufkilometern und 6 ½ Stunden finden wir am Nachmittag am Kangaroo Creek einen Rastplatz. Bis auf ein paar trockene Bäumen am Ufer des ausgetrockneten Flussbett, gibt es keine Vegetation. Selten in unserem Reiseleben haben wir solch ein verdorrtes Land zu Gesicht bekommen. Seit 18 Monaten hat es hier nicht mehr geregnet. Howard sprach von der schlimmsten Trockenheit seit 100 Jahren. Ohne Zweifel sieht es hier schlimm aus, viel, viel trockener als in der Simpson Wüste.

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