Wieder an der Wolga
N 50°46'19.4'' E 046°05'04.3''Trübes, kaltes Wetter weckt uns. Im überheizten Vorraum der Gastiniza beladen wir unsere Räder. Die Frauen unserer Bleibe sehen uns neugierig zu. “Das man mit so einem kleinen Motor soweit kommt?”, wundert sich die eine von ihnen und deutet auf die rote Rohloffnabe. “Nein das ist kein Motor. Das ist die Gangschaltung. Der Motor sind unsere Beine”, antworte ich lachend. Überraschtes Durcheinandergerede und erstaunt nach oben gezogene Augenbrauen sind die Antwort. Als die Damen des Hauses wirklich verstehen das unsere Räder keinen Motor besitzen ist die Aufregung perfekt. “Ich würde mit meinen Mann niemals auf eine Radreise gehen. Erst recht nicht wenn sie so lange dauert”, meint die Putzfrau. “Mann hin oder her. Mir wäre es zu anstrengend”, entgegnet die Kassiererin. “Anstrengend, ja schon aber was ist mit der Kälte?”, fragt die Kollegin der Kassiererin. “Und dann übernachten sie auch noch im Zelt?”, wundert sich eine Freundin in hochhackigen Schuhen anstelzend, die wie viele der Frauen in Russland topmodisch gekleidet ist. Der Abschied ist plötzlich herzlich. Tanja bekommt noch eine Rose geschenkt die sie sich an die Lenkertasche steckt. Dann schießen wir noch ein Foto und fahren winkend davon.
Es dauert nicht lange und die Sonne hat alle Wolken vertrieben. Ein großes blaues Schild zeigt in Richtung Samara. Motiviert rattern wir über die kaputte Straße. Der Wind kommt von schräg hinten und unterstützt unser schnelles Vorankommen. Die lang gezogene einsame Verkehrsader gehört uns auch heute wieder fast alleine. Nur alle fünf bis zehn Minuten kommt ein Lada oder alter Lastwagen vorbei. Kurz vor der Wolga erreichen wir schon um 13:00 Uhr eine Truckerkneipe in der es drei Zimmer vermietet werden. Wir checken ein und genießen ein paar Stunden der Erholung.