Odessa
N 46°34'28.2'' E 030°54'28.9''Heute ist es seit langen mal wieder richtig bewölkt. Es regnet sogar ein wenig und die Temperaturen sind um fast 10 Grad gefallen. Alle jubilieren. Auch wir sind nach der monatelangen Hitzewelle erleichtert. Wir nutzen den Temperatursturz um der Stadt Odessa einen Besuch abzustatten. Die Frauen haben beschlossen uns den siebzehjährigen Eugen als Guide mitzugeben. Eugen spricht ein wenig Englisch und freut sich uns begleiten zu können. Der Bus braucht nur 60 Minuten bis zur Innenstadt und hält direkt vor einem Hotel. “Lass mich doch mal fragen was eine Übernachtung kostet”, sage ich neugierig darauf ob die Hotels wirklich alle so enorm teuer sind. An der Rezeption bekomme ich eine Preisliste auf der das einfachste Doppelzimmer mit 15,- Euro angegeben ist. Also hätten wir uns nicht diesen Alptraum der Umgehungsstraße aussetzen müssen. Aber egal, jetzt sind wir bei den liebenswerten Schwestern Luda und Helena untergebracht und nach ein paar Tagen der Eingewöhnung fühlen wir uns dort wohl.
Nachdem wir in dem günstigen Hotel unsere Emails gecheckt haben zeigt uns Eugen eine große Orthodoxe Kirche. Dann schlendern wir durch die belebte und hübsche Fußgängerzone. Wir trinken ein Bier und befriedigen in einem netten Straßenrestaurant unseren Hunger. Weiter geht es zum Opernhaus und zum Hafen der der wichtigste Handels- und Fischereihafen des Landes ist. Eugen erklärt uns das er in so machen kalten Wintern von Eisbrechern eisfrei gehalten werden muss.
Ich lese, das Odessa eine der bedeutendsten Industriestädte der Ukraine, Eisenbahnknotenpunkt und Kulturzentrum ist. Die wichtigsten Erzeugnisse sind Benzin und andere Ölprodukte, Lebensmittel, Plastik, Arzneimittel und Kleidung. Auch mehrere Hochschulen, darunter eine Universität, eine polytechnische und eine medizinische Hochschule, eine Marineakademie und ein Konservatorium gibt es hier.
Man geht davon aus, dass bereits im Altertum eine griechische Kolonie genau da bestand wo sich heute die Stadt befindet. Im 14. Jahrhundert betrieben die Krimtataren hier Handel. Odessa selbst wurde 1794 als russische Marinefestung auf einem der Türkei 1792 abgerungenen Boden gegründet. Die russische Niederlassung wurde dann im 19. Jahrhundert ein bedeutender Getreideexporthafen. Im Krimkrieg wurde Odessa von den verbündeten französischen und britischen Kriegsschiffen unter Feuer genommen. Die Besatzung des Panzerkreuzers Potjomkin unterstützte im Jahre 1905 eine Arbeiterrevolte. Odessa wurde im 2. Weltkrieg von deutschen und rumänischen Truppen besetzt und dabei schwer beschädigt. Viele Zivilisten wurden von den Besatzungsmächten umgebracht. Wie alle großen Städte hat auch diese eine lange Geschichte von Höhen und Tiefen hinter sich. Eugen, Tanja und ich sehen uns während einer Hafenrundfahrt die Kulisse der Stadt noch von Seeseite an. Dann fahren wir wieder nach Nova-Dofinovka, wo wir wie lange vermisste Familienmitglieder herzlich empfangen werden.