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Abbrechen
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Rumänien/Mariuta

Was ist wenn ich an einem einsamen Ort einfach zusammenbreche?

N 44°32'217'' E 026°28'513''

Geschehnisse vom 26.06.2006

Nach einer angenehmen vor allem schmerzlosen Nacht wälzen wir uns um 7:00 Uhr aus dem Bett. Noch vor dem Frühstück tragen wir die gesamte Ausrüstung zu den Rädern die ich auch gleich checke. Huib und seine Schützlinge bereiten derweilen ein üppiges Frühstück. Erst als ich mich über die Räder beuge verspüre ich allarmierende Rückenschmerzen. Ich pumpe einen Hinterreifen auf, ziehe ein paar Schrauben nach und hinke, unglücklich über meinen verletzten Rücken, zum Frühstücktisch. “Dein Kreuz?”, fragt Tanja als sie mich so gebeugt laufen sieht. Ich nicke niedergedrückt und lege mich ins Gras, um mich selbst zu mobilisieren. Plötzlich schießt mir wieder ein heftiger Schmerz durch meine Glieder. Langsam erhebe ich mich und setze mich zu den anderen an den Tisch. Huib sieht mich ebenfalls besorgt an. “Muss ganz schön wehtun?” meint er fragend. “Ja, sehr. Ich glaube jetzt doch das ich mir gestern etwas bei meinem Sturz verletzt habe.” “Ich würde euch ja gerne weitere Gastfreundschaft gewähren aber ich muss morgen Vormittag nach Bukarest. Ich fliege jeden Monat für etwa 5 bis 10 Tage nach Holland”, erklärt er sich entschuldigend. “Kein Problem. Das wird schon wieder. Wir brechen auf jeden Fall auf”, antworte ich mir selbst Mut zusprechend.

Nach dem Frühstück schlägt Huib vor die Hänger an den Ort zu fahren wo wir uns gestern getroffen hatten. “Das erspart euch zumindest die schwere Ausrüstung über die Schotterstraßen und Hügellandschaft ziehen zu müssen”, sagt er. Um 9:00 Uhr sitzen wir auf den Rädern und verlassen Mariuta. Schon nach wenigen Metern verspüre ich Schmerzen die kaum zu ertragen sind. “Ich weiß nicht ob es eine gute Entscheidung war aufzubrechen?”, sage ich zu Tanja die auf der leeren Dorfstraße neben mir fährt. “Sollen wir umkehren?” “Huib ist ab morgen nicht mehr da. Vielleicht schaffen wir es bis Lehliu-Gara. Dort können wir ja in das Hotel einchecken und so lange warten bis ich meine Verletzung auskuriert habe”, schlage ich vor. “Wenn du es bis dahin schaffst?” “Mal sehen”, antworte ich mich mit jedem Meter mehr quälend.

Nach ca. einem Kilometer wird der Schmerz aggressiver. Selten in meinem Leben habe ich so etwas verspürt. Meine Gedanken beginnen zu kreisen. Was ist wenn ich an einem einsamen Ort einfach zusammenbreche? Wenn wir Lehliu-Gara nicht erreichen? Ob ich mir einen Bandscheibenvorfall zugezogen habe? Mein Gott wie soll es nur weitergehen? Wie soll ich mich entscheiden? “Kehr um. Fahr keinen Meter mehr weiter. Das macht keinen Sinn. Du hast bei Huib einen sicheren Hafen. Verlasse ihn nicht. Hab keinen falschen Ergeiz. Fahr nicht dahin wo für dich keine Möglichkeit der Hilfe besteht”, warnt mich meine innere Stimme. Oder ist es die Stimme von Mutter Erde die sich seit unserer Australienexpedition ab und an meldet? Die Stimme mit der ich in den vergangenen Jahren stundelange, hochinteressante Konversationen geführt hatte. Die Stimme meines Lehrmeisters? Mir kreisen die Gedanken, wirbeln durcheinander. Das Für und Wieder abwägend komme ich zu keinem Schluss. Als wäre eine Sicherung in meinem Hirn durchgebrannt bin ich nicht in der Lage eine Entscheidung zu treffen. Gebeugt stehe ich über meinem Rad und spüre wie mir die Schweißperlen die Wangen herunter laufen. “Ich denke wir sollten umkehren”, sage ich unvermittelt. “Ist es so schlimm?” “Ja, schlimmer als ich dachte. Wäre Blödsinn weiter zu fahren. Wir kehren am Besten um. Können bei Huib im Garten ja unser Zelt aufschlagen. Er wird bestimmt nichts dagegen haben”, schlage ich vor. Kaum befinden wir uns wieder auf dem Rückweg als uns Huib mit seinem Allrad schon entgegen kommt. Wir erklären ihm die Situation, worauf er sagt: “Für heute Nacht ist euer Bett gemacht. Ab morgen dürft ihr dann in meinem Garten so lange bleiben wie ihr wollt. Seid meine Gäste.”

Bei Huib angelangt lege ich mich den ganzen Tag in seine Hollywoodschaukel. Am Nachmittag fühle ich mich schon wieder besser. Um meinen Bewegungsapparat zu testen umkreise ich nur noch leicht humpelnd ein paar Mal den Swimmingpool in dem sich seit Stunden eine Handvoll Dorfkinder vergnügen. Die Voltaren-Zäpfchen scheinen zu wirken. “Morgen können wir aufbrechen”, sage ich zuversichtlich zu Huib als wir abends zusammen köstlich speisen.

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